WM-Finale 1966, Wembley-Tor? Kannste vergessen! Für den VfL Bochum fiel das Tor, das noch Generationen erregt, im Berliner Olympiastadion. Uwe Leifeld hat es gemacht, es war das 1:0 gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokalfinale. Am 28. Mai 1988, am kommenden Montag vor genau 30 Jahren. Es zählte nicht!
„Es war schon extrem, dieses Tor nicht zu geben“, sagt „Eppi“ Leifeld heute. Es ist sein erster Gedanke an eines der größten Ereignisse der VfL-Geschichte. Auf Videos im Internet, vor einer Woche erst vor dem Finale zwischen den Bayern und Frankfurt groß im Fernsehen: Zig Mal hat nicht nur Leifeld gesehen, was Schiedsrichter und Linienrichter damals nicht sahen.
Diese Fehlentscheidung hat uns den Pokal gekostet.
VfL-Stürmer Uwe Leifeld
Leifeld stand nie und nimmer im Abseits, Eintrachts Charly Körbel war Keeper Uli Stein doch viel näher, als Bochums Stürmer den Pass von Rob Reekers veredelte. Es wäre die Führung gewesen in der vom Außenseiter VfL dominierten ersten Halbzeit.
Bochum dominiert in Halbzeit eins „Diese Fehlentscheidung hat uns den Pokal gekostet“, sagt Leifeld, und noch heute klingt der Bochumer beim Gedanken an die geschwenkte Fahne des Linienrichters: sauer! „Wer weiß, wo es hingegangen wäre, wenn das Tor gezählt hätte. Das Spiel von uns war ja nicht so schlecht.“
Es kam anders. Frankfurts ungarischer Künstler Lajos Detari, weitgehend aus dem Spiel genommen von Bochums jungen Frank Heinemann, zirkelte in Minute 81 einen Freistoß ins Eck. 1:0 Eintracht. Ende. „Wir haben eigentlich 1:0 geführt, Uwe stand ganz klar nicht im Abseits beim Tor. Das hat uns sehr geärgert“, denkt auch „Funny“ Heinemann mit Frust an die Entscheidung zurück, die für die Fans einfach nur „Betrug“ war. Damals wie heute, wie die Reaktionen auf der WAZ-facebook-Seite zeigen: „Wir sind beschissen worden. Es war kein Abseits!!! Aber die anschließende Feier am Rathaus war Mega“, schreibt etwa Daggi – 30 Jahre danach, wohlgemerkt.
Einfach unvergessen. Berlin, das Drumherum, die Tage davor, der Tag danach, eine gigantische blau-weiße Party. „Beim Warmmachen haben einem 25 000 Bochumer zugejubelt im Olympiastadion, da kriege ich heute noch Gänsehaut von“, sagt Leifeld. Die Berliner Nacht danach, das Bankett mit Johannes Rau, nun ja. „Abends war die Enttäuschung schon groß, wir waren so nah dran.“ Auch den Europacup-Einzug, es wäre der erste gewesen in der VfL-Historie, verpasste Bochum damit ja nur hauchzart. Gefeiert wurde trotzdem, irgendwie, „in der Nacht habe ich kein Auge zugemacht.“
Fans feiern ihre Helden Tags darauf schon gar nicht. „Wir sind mit den Cabrios die Castroper hoch, da war alles voller Fans, Tausende haben uns am Rathaus gefeiert“, erinnert sich der Stürmer. „Das war schon Wahnsinn. Dieser Riesenempfang der Fans hat uns sehr gefreut“, blickt Heinemann zurück. Doch ein Stück Wehmut bleibt. Heinemann: „Den Pokal auf dem Balkon hochzuhalten, das wäre schon schön gewesen.“ Zumal „Funny“ immer darauf gehofft hat, eine zweite Chance zu bekommen auf einen großen Titel. Vergebens.
Heinemann, Leifeld, Trainer Hermann Gerland, VfL-Rekordspieler Michael Ata Lameck, viele der Finalisten und damals Unabsteigbaren blieben ihrem Klub treu, teils bis heute. Martin Kree ist im Aufsichtsrat, Leifeld Scout seit 2007, Lameck seit Jahr und Tag die gute Seele des Klubs und Teamchef der Traditionself, in der unter anderem auch Heinemann noch mitmischt. „Wir waren schon eine eingeschworene Gemeinschaft“, sagt Leifeld.
Man hört und sieht sich, man trifft sich, ob auf dem Weihnachtsmarkt oder im Stadion. Das Finale, es ist wohl immer ein Thema. „Ein Pokalendspiel, das Drumherum war auch damals schon ein Riesending“, sagt Heinemann. „Das war eine super Sache auch für den Verein.“ Nur den Pokal, fügt er an, „den haben wir leider nicht geholt.“