Und das bei Temperaturen, die zum Frieren zu warm und zum Schwitzen zu kalt sind. Diese Monotonie des Tages wäre unerträglich, würden nicht regelmäßig zu Beginn des Jahres Fußballklubs aus aller Herren Länder ins Urlaubsgebiet einfallen. Ideale Gelegenheit, endlich neue Gesprächspartner zu finden, mitzureden oder hier und da auch mal einen Witz unter der Gürtellinie zu platzieren.
Nach zwei Tagen denkt der Kurzbesucher einfach nur: "Spinnen die denn alle?" Zwei Beispiele gefällig? Bitte:
1. Als ich am Mittwochmorgen mit einem Kapuzenpulli und Jeans bekleidet den Frühstücksraum betrat, da brüllte ein Rentner unüberhörbar in meine Richtung "Hey, kommst du vom Eierberg?" Wirklich pfiffig, vom Ortsnamen Bochum auf meiner Bekleidung gleich auf den Nicknamen des Bochumer Rotlichtmilieus zu kommen - das hat doch was! Ich war ganz verdattert: "Sorry, kenne ich nicht!" Daraufhin verfolgte er mich bis zum Kaffeeautomaten, um mich aufzuklären: "So heißt in Bochum doch der Puff." Als ich erwiderte: "Ach ja!", raunzte er mir ein trotziges "Du hast ja gar kein Humor" hinterher.
2. Fast erleichtert war ich, als ein anderer Herr dieser Zunft höflichst an unser Tisch trat, um sich nach den Spielterminen des VfL Bochum zu erkundigen. Gerade war ich dabei, meine Einstellung zu der Spezies Rentner zu überdenken, als ich schon wieder zurückgeworfen wurde. Denn just dieser Mann rief dem Kellner hinterher - und zwar unüberhörbar für alle Gäste im Frühstücksraum: "Hey, arbeite schneller! So wie du arbeitest, arbeiten sie bei uns nur im Gefängnis." Hahaha – an diese Art von Humor werde ich mich wohl nie gewöhnen und plötzlich beschlich mich eine merkwürdige Art von Angst. In ein paar Jahren nämlich droht mir auch das Schicksal eines Rentners - und ich hoffe nur, dass ich nicht auch mal so ein Spaßvogel werde oder gar im Ausland allen Menschen um mich herum auf die Nerven gehe.
