Für TV-Experte Dietmar Hamann sind die Tage von Nuri Sahin als Trainer bei Borussia Dortmund gezählt. Es könne sein, dass das Team zum Rückrundenauftakt am Freitag bei Eintracht Frankfurt gewinne und dies dem Coach den Job rette, sagte der 51-Jährige bei Sky. „Aber im Moment fehlt mir die Fantasie, wie das gehen soll“, erklärte Hamann.
Dortmund hatte am Dienstag zum Abschluss der Hinrunde in der Fußball-Bundesliga mit 2:4 bei Holstein Kiel verloren. Durch die sechste Saisonniederlage beträgt der Rückstand des Tabellenneunten auf einen Champions-League-Platz bereits fünf Punkte. „Sie haben immer wieder gesagt, dass wenn die Qualifikation für die Champions League in Gefahr ist oder steht, dann muss man auch über den Trainer nachdenken“, sagte Hamann. Und weiter: „Der Zeitpunkt ist nicht weit entfernt, dass sie was machen müssen.“
Der frühere Nationalspieler äußerte zudem Zweifel daran, dass der 36 Jahre alte Sahin überhaupt der richtige Trainer für eine Spitzenmannschaft wie Borussia Dortmund ist. Wenn man als Trainer dorthin gehe, müsse es laufen, sagte Hamann. Da müsse Zug drin sein und man müsse das Gefühl haben, dass etwas zusammenwachse. „Das hatte ich vom ersten Tag bei Sahin nicht“, betonte er, „er sagt, er ist in der Gesamtverantwortung. Du kannst keine sechs Spieler rausschmeißen. Wenn es nicht läuft, ist der Trainer das schwächste Glied und der muss gehen.“
Die aktuelle Situation hat nach Meinung des ehemaligen Abwehrspielers nichts damit zu tun, dass Sahin ein junger Trainer mit wenig Erfahrung sei. Mehr Unterstützung, als er bekommen habe, gehe nicht. „Borussia Dortmund ist kein Job, um zu lernen. Wenn du lernen willst, dann musst du in die 2. Liga gehen oder in die 3. Liga“, sagte Hamann.
Xabi Alonso, der Bayer Leverkusen zum Meistertitel und Pokalsieg geführt hatte, habe nicht mehr Erfahrung gehabt als Sahin. „Wenn du dahin gehst, musst du schnell lernen. Und das hat er nicht gemacht. Wir sprechen immer von Widerstandskraft. Und ich glaube, dass er das in den letzten Wochen zu wenig vorgelebt hat. Und jetzt steckt der Karren im Dreck“, urteilte Hamann.
Ausländische Medien sehen Sahins Trainerkarriere ebenfalls am seidenen Faden. "Peinlich-Halbzeit kostet Dortmund drei Punkte", „Kiel stürzt Dortmund noch tiefer in die Krise“, die Krone. Hierzulande fand die Süddeutsche Zeitung, dass der BVB „kaum noch an ein Spitzenteam erinnert“.
Rabiater sah es in Spanien aus: „Sahin in Gefahr!“, schrieb As auf den Online-Seiten. „Dortmund verlor nach einer beschämenden ersten Halbzeit gegen den Tabellenvorletzten Kiel. Die Zukunft des Trainers ist in der Schwebe.“ Marca stimmte zu und blickte bereits voraus: „Ten Hag wärmt sich schon auf. Die Niederlage gegen Holstein Kiel verurteilt Nuri Sahin zum Tode.“ Zur Erklärung: Der niederländische Trainer, derzeit vereinslos, war am Freitag beim Spiel der Dortmunder gegen Leverkusen als Zuschauer im Stadion.
Es liegt nicht am Trainer
BVB-Kapitän Emre Can
Die BVB-Fans in Kiel erlebten ein Trauerspiel. „Wir kriegen es nicht hin. Wir haben heute gar keine Torchance, haben den Ball nur hin- und hergeschoben“, kritisierte Dortmunds Emre Can. „Das hat auch was mit Ehre zu tun, bei allem Respekt vor Kiel. Du kommst als BVB hierhin und kassierst vier Tore. Und das geht nicht. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen.“ Er betonte aber auch: „Es liegt nicht am Trainer.“ (RS, FS, dpa)