Schließlich war sein Weg bis an die Tür des Profigeschäfts äußerst steinig. Vor einigen Jahren kickte er in der C-Jugend des VfL, hatte dort aber auch unter anderem seinen Kollegen Andreas Luthe vor der Nase. Also ging es zur B-Jugend nach Erkenschwick, zur A-Jugend nach Habinghorst und dann nach Obercastrop, wo sein Vater das Bezirksliga-Team trainierte.
Der jetzt 22-Jährige war damals vom Profifußball so weit weg, wie der VfL Bochum von einem europäischen Wettbewerb. Doch manchmal kommt alles anders, als man denkt. Der SV Sodingen zeigte Interesse und der damalige Trainer offerierte dem Goalie einen Stammplatz, wenn er rund zehn Kilo abnehmen würde. Esser: „Er hat mir gesagt, vorher brauche ich gar nicht wieder zum Training kommen.“
Und so schaffte der Keeper das Kunststück, in einem Jahr rund 18 Kilo abzuspecken und stand fortan im Tor des in die Landesliga abgestiegenen Herner Traditionsvereins. Esser: „Wenn man eine Chance bekommt, muss man sie nutzen!“ Die kam, als der VfL ein Testspiel gegen Sodingen absolvierte und der Schlussmann sich so ins Bild setzte, dass die Verantwortlichen schon einen Tag später mit den Sodingern Kontakt aufnahmen. Esser: „Ich habe nicht lange überlegt.“
Doch selbst als der Wechsel dann vollzogen war, verriet der Esser: „Ich habe eigentlich nicht mehr an Profi-Fußball gedacht.“ Als er zum VfL kam, hatte er nämlich schon seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker absolviert und auch schon zwei Monate als Geselle gearbeitet. Doch jetzt hat er so richtig Blut geleckt. Die erstklassige Leistung im letzten Regionalliga-Jahr haben die letzten Zweifler überzeugt, dass Esser das Zeug zum Profi-Torwart hat. Sein Regionalliga-Coach Nico Michaty: „Er hat eine unglaubliche Entwicklung genommen. Ein super Typ, den darf man nicht mehr laufen lassen.“
Und so können Ehefrau Celina und sein 21 Monate alter Sohn Tom darauf hoffen, dass der Papa in absehbarer Zeit einen Profivertrag unterzeichnen wird. Die Crux an der Sache: Für ihn und seine Unterschrift ist der Platz erst frei, wenn der von der WM zurückkehrende Daniel Fernandes weiter ausgeliehen oder gar verkauft wird. Doch dies, so hoffen alle Beteiligten, ist nur eine Frage der Zeit.
Ungeduldig war der Schlussmann auch am letzten Wochenende. Eigentlich sollte er gegen die iranische U21-Auswahl seine Premiere im Profi-Tor des VfL geben, doch leichte Adduktorenprobleme zwangen ihn zur Pause. Doch Friedhelm Funkel sorgte schnell für ein Lächeln auf dem Gesicht des Keepers. „Jetzt wird er wohl am Mittwoch in Herne sein Debüt feiern.“ Keine schlechte Lösung, denn von Castrop Rauxel haben es die Familie und die vielen Freunde nicht so weit bis zum Stadion Schloss Strünkede.