Nach vier Unentschieden in Folge und einer Niederlage gegen den SV Rödinghausen wurde Sunay Acar beim 1. FC Bocholt von seinen Aufgaben entbunden. Und das nach gerade einmal vier Monaten.
Acars Bilanz: zwei Siege, fünf Remis, fünf Niederlagen und das Aus im Niederrheinpokal-Viertelfinale. Trotzdem zeigt sich der 46-jährige Familienvater von der Entscheidung des Bocholter Geschäftsführers Christopher Schorch enttäuscht.
RevierSport hat mit Acar, dessen Vertrag sich nach RS-Informationen per Option bis zum 30. Juni 2026 verlängern könnte, gesprochen.
Auch interessant: Beim KFC Uerdingen - RevierSport berichtete - besitzt Acar auch noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2027. Dieser liegt aufgrund des laufenden Bocholt-Kontrakts still, tritt aber wieder in Kraft, falls Acar am Hünting auflösen oder das Arbeitspapier am Ende der Saison auslaufen sollte.
Zu diesem Thema wollte sich Acar im folgenden Interview nicht äußern.
Sunay Acar, einige Tage sind mittlerweile verflogen. Wie geht es Ihnen nach der Beurlaubung? Und rückblickend betrachtet: Wie enttäuscht waren oder sind Sie noch?
Nein. So ist das Geschäft, wie es Christopher ja oft gesagt hat. Ich hatte in der Woche mit Christopher und meinem Co-Trainer Gabi ein sehr intensives Gespräch und da wurde mir zugesichert, dass ich Vertrag habe und die Mannschaft in der Pflicht steht. Unsere Zusammenarbeit sollte länger dauern, am Ende bleibt es, die Entscheidung zu respektieren und akzeptieren.
Wenn man auf Ihre Bilanz schaut, dann ist diese negativ. Warum fühlen Sie sich trotzdem unfair behandelt?
Die Zahlen waren nicht gut, das stimmt. Eine Analyse sollte aber über die Ergebnisse hinaus gehen. Wir haben bei Fortuna Köln 1:1 gespielt, zudem eine top Halbzeit gegen Wiedenbrück, tolle Halbzeiten gegen Schalke hingelegt und beide Spiele in Unterzahl offen gehalten. Jetzt kann man das positiv oder negativ sehen. Ich habe das positiv gesehen, weil die Mannschaft in einer körperlich guten Verfassung ist und nur noch den Erfolgsmoment benötigte im Kopf. Gegen Rödinghausen kann man dann auch mal verlieren. Das ist ein Top-Team der Liga.
Das war der 1. FC Bocholt in der vergangenen Saison auch. Warum tut sich Bocholt in dieser Serie so schwer?
Der Kader gibt leider nicht mehr her. Nach zwei Trainern und über 20 Saisonspielen lügt die Tabelle auch nicht mehr. Das ging aber auch letzte Saison in der Rückrunde los. Da wurde und wird vieles schön geredet! Der Kader ist gut, aber eben auch nur so gut wie man in der Tabelle steht. Vielleicht gingen noch ein bis drei Plätze nach oben. Über die Trainingsbedingungen und so weiter habe ich mich öffentlich nie geäußert und das werde ich jetzt auch nicht machen. Das sind Dinge, die man intern bespricht und die habe ich angesprochen.
Wussten Sie das alles vor Ihrer Unterschrift nicht?
Nicht in dem Ausmaß. Aber Ich möchte jetzt auch nicht nachtreten. Wie gesagt: Christopher, Gabi und ich hatten in der letzten Woche ein zweistündiges Gespräch vor dem Rödinghausen-Spiel, wo wir vieles klar gestellt haben. Christopher hat mir dabei in vielen Punkten zugesprochen und zu keinem Zeitpunkt gesagt: 'gewinnen oder Freistellung'. Deswegen kam für mich die Freistellung überraschend. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Was bleibt aus der Zeit in Bocholt hängen?
Eine schöne aber zu kurze Zeit als Trainer in einem tollen Verein. Ich werde zum Beispiel nicht mehr einen Job ohne meinen Co-Trainer antreten. Es war sehr schwierig, eine Mannschaft alleine zu trainieren, ohne eine Co-Trainer und Athletiktrainer, was eigentlich Normalität ist in der Regionalliga. Die Stellen habe ich leider zu spät besetzt bekommen mit vertrauten und guten Personen. Ich wünsche der Mannschaft und dem Verein alles Gute. Sie hat zweifelsohne das Zeug, noch eine ordentliche Platzierung zu belegen!