An die 90 Minuten auf dem Platz gegen Dortmund musste der Schalker Torjäger am Freitagabend noch einmal eine um sogar 500 Sekunden längere Extraschicht nach dem Abpfiff hinten anhängen. Grund war die Dopingprobe und eine neue Pippi-Verordnung des DFB. „Bisher waren es immer 75 Milliliter, die man abgeben musste. Das habe ich immer geschafft, wenn ich zur Dopingprobe ausgelost wurde“, berichtete Kuranyi grinsend. „Seit dem 1. Januar sind es aber 90 Milliliter, dafür habe ich so lange gebraucht!“
Zuvor hatte der Ordnungsdienst schon kistenweise Softdrinks und Bier aus der Örtlichkeit im Spielertunnel vor der Veltins-Arena, wo sich auch die „Toilette“ für die Spieler befindet. Kuranyi blieb beim Wasser, angetütert hätte er trotz Karneval sicher keinen Eindruck vor den Kameras und Mikrofonen gemacht. So aber analysierte der 26-Jährige nüchtern das vorherige Geschehen auf dem Rasen - und am Urinal. „Am Anfang lief es für uns ja ganz gut“, lachte Kuranyi noch einmal, bevor er ernsthaft nachschob. „So ein Spiel musst du einfach gewinnen. Wir haben in der ersten Halbzeit gut gespielt und sind verdient in Führung gegangen. Leider haben wir danach versäumt, den zweiten Treffer nachzulegen“, sprudelte es aus dem Angreifer.
An beiden Szenen war er der Hauptbeteiligte. Sein Traumtor zum 1:0 nach Flanke von Halil Altintop riss die Schalke-Fans in der Arena von den Sitzen. Und auf den VIP-Sesseln der Haupttribüne soll sich S04-Idol Klaus Fischer in Erinnerung an alte Zeiten ein kleines Tränchen verdrückt habe. „Ja, ich freue mich, dass ich so ein schönes Tor erzielt habe. Aber ich ärgere mich genau so darüber, dass es nicht zum Sieg gereicht hat“, gab Kuranyi ehrlich zu.
Der famose Seitfallzieher löste beim Publikum und dem so oft kritisierten Stürmer gleich mehrere Blockaden. Kein Wunder daher, dass sich Kuranyi beim Jubel über die Führung etwas über die Stränge schlug. Nachdem der Ball im Kasten von BVB-Keeper Roman Weidenfeller eingeschlagen war, versammelte der Ex-Nationalspieler die versammelte königsblaue Truppe an der linken Eckfahne zum Bild des Tages. „Das war vorher mit Jeff so abgesprochen“, erklärte Kuranyi. Farfan knipste den strahlenden Helden imaginär mehrfach ab, den Job hatten zeitgleich Dutzende Fotografen mit echten Kameras erledigt.
Es war eine tolle Momentaufnahme, doch Kuranyis Werk wäre eben nur rund geworden, hätte er in der zweiten Halbzeit die weitaus einfachere Möglichkeit auch so brillant erledigt. „Ja, den muss ich machen. Dann gewinnen wir das Spiel und haben hier gleich eine ganz andere Situation“, nickte der nunmehr achtfache Saison-Goalgetter schuldbewusst. „Daraus müssen wir alle lernen und es beim nächsten Mal besser machen“, forderte Kuranyi von sich den noch konsequenteren Abschluss und vom gesamten Team, dass man überlegen geführte Spiele zu einem erfolgreichen Ende bringt.
Besonders die gegen Borussia Dortmund!