Freundin Caroline brachte um 17.31 Uhr (MEZ) in Coritiba Tochter Marie-Luiza zur Welt. Mutter und Baby sind wohlauf. Der frisch gebackene Papa ist überglücklich, muss sich aber aus der Ferne freuen. Ein Kurztrip zur Familie nach Brasilien ist vorerst nicht vorgesehen, das würde auch nicht in die momentane Stimmungslage auf Schalke passen.
Denn Rafinha steht nach seinem Ellenbogencheck gegen den Bochumer Stanislav Sestak wieder unter verschärfter Beobachtung. Schalke hat dem wiederholt undisziplinierten Verteidiger eine saftige Geldstrafe aufgebrummt. Nun liegt es an Rafinha, sein Temperament in die richtigen Bahnen zu lenken.
Denn genau das fordert Trainer Fred Rutten, der die grundsätzlichen Charaktereigenschaften des 23-Jährigen durchaus schätzt. "Als Fußballer ist er genau nach meinem Geschmack. Er geht immer an die Grenzen, doch er muss lernen, sich in den Griff zu bekommen, damit er diese nicht überschreitet", fordert der Holländer totales Engagement von seinem enfant terrible. Nur fair muss es sein.
"Der Kleine ist ein Gewinner, wie auch Jermaine Jones. Solche Typen brauchst du in der Mannschaft, um Erfolg zu haben", nennt Rutten den Münchner Mark van Bommel in diesem Zusammenhang gerne als Vorbild. Den in der Bundesliga wenig geliebten "aggressive leader" hatte Schalkes Coach als "Co" unter Guus Hiddink in Eindhoven unter seinen Fittichen. "Wo er war, gab es Titel", merkt Rutten an.
Einige Zuhörer spekulierten bei diesen Worten schon damit, Schalke würde sich jetzt um den 31-Jährigen bemühen. Schließlich steht van Bommel bei den Bayern auf dem Abstellgleis, ein neuer Verein ist noch nicht in Sicht. Rutten äußerte sich nicht zu dem Thema, schließlich steht ein nicht ganz unwichtiges Spiel vor der Tür.
Und alles, was abseits diskutiert wird, ob die vielleicht bevorstehende Ablösung von Andreas Müller als Schalker Manager oder die Machtübernahme im Revier, schob der Fußballlehrer bei Seite. "Was um uns herum diskutiert wird, macht meine Arbeit nicht schwieriger. Wenn ich mich mit all diesen Dingen beschäftigen würde, könnte ich meinen Job nicht zu 100 Prozent machen", winkte Rutten ab.
Dass Müller möglicherweise vor seinem letzten Spiel in seinem Amt steht, kann der Ex-Enscheder nicht nachvollziehen. "Ein Manager arbeitet doch langfristig mit einem Verein. Dass alles auf den Ausgang einer Partie bezogen wird, verstehe ich nicht", meint Rutten.
Schließlich sei er der Hauptverantwortliche für das Duell gegen Dortmund, der nach langen Jahren mal wieder auf Augenhöhe mit den abgestürzten Schalkern in die Veltins-Arena kommt. "Im Moment lügt die Tabelle nicht, doch wir haben eine Mannschaft, die weiter oben stehen kann und muss. Daran wollen wir am Freitag anknüpfen", hofft Rutten, dass sich die aufgeheizte Atmosphäre am Freitagabend in befreienden Jubel auflöst.