Mit seinem Rambostoß gegen Bochums Stürmer Stanislav Sestak machte Schalkes Verteidiger seinem Ruf als Flegel der Bundesliga mal wieder alle Ehre. Knut Kircher allerdings übersah den Ellenbogencheck des Brasilianers an dem Slowaken.
Im Gespräch mit RevierSport gab der Schiedsrichter aus Rottenburg, der zum dritten Mal hintereinander das Derby zwischen dem VfL und Schalke in Bochum leitete, seine Fehleinschätzung zu.
Knut Kircher, der Zweikampf zwischen Rafinha und Stanislav Sestak kurz vor Schluss hat für mächtig Wirbel gesorgt. Wie bewerten Sie nach dem Abpfiff die Szene?
Ich muss zugeben, dass ich mich da geirrt habe. Auf dem Platz habe ich keinen Schlag des Spielers Rafinha in das Gesicht des Spielers Sestak wahrgenommen. Nachdem ich mir die Fernsehbilder angeschaut habe, weiß ich, dass es eine Fehlentscheidung war. Dazu muss man stehen können.
Was ist genau passiert?
Im ersten Moment schien es mir so, als ob es sich um eine Aktion nach dem Motto, wie halte ich mir den Gegner vom Leib, gehandelt habe. Aber als ich die Szene noch einmal in Zeitlupe sehen konnte, war klar, dass da nicht Nichts war. Daher hätte es Elfmeter für Bochum und Gelb oder Rot für Rafinha geben müssen.
Warum sind beide Auslegungen möglich?
Weil es im Ermessen des Schiedsrichters läge zu beurteilen, ob es ein absichtlicher Schlag ins Gesicht des Gegenspielers wäre oder eben nicht. Im ersten Fall wäre das eine Tätlichkeit und daher mit Rot zu ahnden. Eine Verwarnung wäre das richtige Strafmaß, wenn man das Foul ahndet, aber keinen Vorsatz unterstellt.
Sie haben sich doch noch mit Ihrem Assistenten Robert Kempter ausgetauscht. Hat er Sie nicht darauf hingewiesen, was vorgefallen war?
Nein, das hat mit der Situation an sich nichts zu tun, die Partiewar ja längst weitergelaufen. In einem Fußballspiel gibt es immer wieder Dutzende oder Hunderte Szenen, die ein Schiedsrichter in Sekundenbruchteilen einschätzen muss. Dabei kann er, wie ich in diesem Fall, auch man falsch liegen. Auch wenn ich mich sicher nicht darüber freue.
Muss Rafinha nachträglich mit einer Sperre rechnen?
Das kann ich mir nicht vorstellen, denn es war eine Tatsachenentscheidung. Und ich kann mich an keinen Fall erinnern, in dem das DFB-Sportgericht dann noch Ermittlungen angestrengt hat.
Es gab noch andere strittige Szenen, zum Beispiel das Foul von Stanislav Sestak an Levan Kobiashvili in der ersten Halbzeit. Hätten Sie da nicht auch Rot ziehen können?
Nein, das wäre aus meiner Sicht nicht angemessen gewesen. Für mich kommt es darauf an zu bewerten, welche Intention der Spieler hat. Will er den Gegner bewusst verletzen oder geschieht das Foul im Kampf um den Ball? Für mich war Zweites der Fall, daher die Verwarnung.