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Bochum: Jan Lastuvka erzeugt hohe Erwartungen im VfL-Umfeld
Ende der Leidenszeit

Bochum: Jan Lastuvka erzeugt hohe Erwartungen im VfL-Umfeld

Die Erwartungshaltung bei den VfL-Fans ist hoch. Denn schließlich haben die Medienvertreter bereits im Vorfeld seiner Verpflichtung Jan Lastuvka als legitimen Nachfolger von Publikumsliebling Jaroslav Drobny ausgemacht. Kein Wunder, spielte doch der neue „Goalie“ ebenso wie sein Vorgänger einige Zeit in der englischen Premier League und das ist im Fußball bekanntlich so etwas wie ein Ritterschlag. Doch während Drobny schon vom ersten Training an im letzten Winter laute Töne anschlug, mag es Lastuvka etwas ruhiger. Konzentriert arbeitet er in den Einheiten und spürt schnell, dass die Belastungen bei Marcel Koller und Torwarttrainer Peter Greiber für ihn erst einmal wieder ungewohnt sind.

Schließlich hat er seit drei Monaten nicht mehr zwischen den Pfosten gestanden. Das hat sich beim 5:4 gegen Hajduk Split zwar inzwischen geändert, doch das Spiel ausgerechnet an seinem 25. Geburtstag war nicht dazu angetan, Begeisterungsstürme zu wecken: „Diesen Geburtstag werde ich so schnell nicht vergessen, aber ich bin sicher, dass es bei mir von Partie zu Partie besser wird.“ Lastuvka vermisste noch die Abstimmung mit den Vorderleuten, die, ebenfalls müde, es mit der Defensivarbeit nicht so genau nahmen. Doch trotz der vier Gegentreffer war zu erkennen, dass der VfL erneut einen reaktionsschnellen Keeper gewonnen hat.

Auffallend sind seine weiten Abschläge und sein Hang, mit schnellen Abwürfen dem Spiel gleich wieder das nötige Tempo zu geben. Hinzu kommt, dass er auch noch ein guter Fußballer ist. Dies wird verständlich, wenn man weiß, das er als sechsjähriger als Stürmer seine Laufbahn begonnen hat. Warum dann der Wechsel ins Tor? Lastuvka mit einem breiten Grinsen: „Ich war die Rennerei leid, deshalb bin ich ins Tor gegangen.“

Eine kluge Entscheidung, denn mittlerweile hat der 17-fache Nationalspieler der tschechischen U21 eine Menge vom großen Fußball gesehen. Mit 16 debütierte er in Havirov, mit 19 bei Banik Ostrau in der höchsten tschechischen Klasse, um dann 2004 für zwei Millionen Euro zu Schachtjor Donezk zu wechseln. Dort kam er ebenso im UEFA-Cup wie in der Champions League zum Einsatz, spielte gegen Barcelona und Milan, wurde sogar zum Schrecken des FC Schalke 04. Seine Bilanz: 1:1 und 1:0.

Zuletzt war er nach Fulham ausgeliehen, doch das war für ihn trotz der sportlichen Erfolge eigentlich eher eine Leidenszeit. Der Hintergrund: Während seiner Zeit in Donezk hatte er mit Frau Lenka ein Töchterchen adoptiert. Das hatte logischerweise die ukrainische Staatsbürgerschaft. Die Krux: Damit durfte sich die Tochter nur sporadisch in England aufhalten. Also flog Lastuvka zwei Mal in der Woche von England nach Tschechien, um bei seiner Familie und seinen drei Dalmatinern zu sein. „Eine unerträgliche Belastung für uns alle. Ich bin froh, dass dies jetzt vorbei ist.“ Also sucht er zurzeit in Bochum ein Haus mit großem Garten, wo dann endlich wieder ein geregeltes Familienleben der Alltag ist.

Lastuvka freut sich auf seine erste Saison in der Bundesliga, allerdings weiß der 1,91 Meter-Hüne noch nicht, wie es danach weitergeht, denn sein im nächsten Jahr immer noch zwei Jahre laufender Vertrag in Donezk bindet ihn an die Ukraine und eine wohl fällige Ablöse von drei Millionen Euro wird der VfL für den jetzt ausgeliehenen Linientiger auch in der kommenden Serie nicht stemmen wollen. So könnte Lastuvka wie Drobny nur eine recht überschaubare Zeit für Bochum fliegen. Doch wenn er seinen Job so gut wie sein Vorgänger macht, dann dürfte der Klassenerhalt kein Problem sein.

Momentan kämpft Lastuvka nicht nur gegen die Müdigkeit an, sondern auch gegen die Folgen seines England-Aufenthaltes: „Da mussten wir richtig Gewicht zulegen.“ Der Irrsinn endete bei 97 Kilogramm, dabei sagt der Keeper: „Bei 92 Kilo fühle ich mich am wohlsten, die habe ich auch fast wieder erreicht.“ Überhaupt flucht er heute noch über das übertriebene Fitnesstraining auf der Insel: „Ich fühlte mich schon fast wie ein Gewichtheber oder Rugbyspieler.“

Doch das ist jetzt vorbei, via Internet hat er sich über die Spielstärke des VfL informiert und freut sicht jetzt auf die „tollen Fans und super Stadien in Deutschland“.

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