Auf Schalke gehört die "T-Frage" der Vergangenheit. Weder um den Trainer noch um den Torwart gibt es kurz vor Beginn der neuen Saison Diskussionen. Jens Keller hatte sich schon vor dem Ausfall Fabian Giefers wegen Verletzung am Adduktorenmuskel auf Ralf Fährmann als alte und neue Nummer eins festgelegt. Doch hinter "Ralle" wächst wieder ein junger Kandidat heran, den nicht wenige Experten aus der Schalker Torwartschule schon den „neuen Neuer“ nennen.
Die Rede ist von Timon Wellenreuther. Wie der gebürtige Gelsenkirchener und heutige Weltmeister von Bayern München Neuer, ist der 18-Jährige ein mitspielender Torwart, der jede Gelegenheit nutzt, das Spiel möglichst schnell zu machen. In Karlsruhe geboren und erst vor einem Jahr vom KSC nach Gelsenkirchen gekommen, war der 18-Jährige in der vorigen Saison ein wichtiger Erfolgsgarant bei den so überragenden A-Junioren. Dabei musste sich der 18-Jährige auch in der Talentschmiede von Trainer Norbert Elgert erst einmal gegen einen starken Widersacher, Janik Schilder, durchsetzen.
Nun ist Wellenreuther, der im Frühjahr von Manager Horst Heldt einen Profivertrag bis 2017 erhielt, in der „richtigen“ Bundesliga gelandet. Wenn nichts dazwischen kommt, wird er in gut zwei Wochen beim Saisonstart in Hannover auf der Bank sitzen.
Einen Vorgeschmack davon, wie es „oben“ zugeht, erhielt Wellenreuther beim hitzig geführten Revierderby in Bochum. „Es ist nicht einfach, so in eine Partie zu kommen“, betonte Heldt angesichts des plötzlichen Keeperwechsels nach einer Viertelstunde, als Giefer nicht mehr weitermachen konnte. „Timon hat seine Sache sehr gut gemacht. Da haben wir wieder einen richtig guten Torwart.“
Wellenreuther selbst machte keinen Hehl aus seiner Begeisterung über die tolle Erfahrung, auch wenn er natürlich am liebsten ohne Gegentreffer geblieben wäre. „Ich bin stolz, dass ich auf dem Platz gestanden habe und bin insgesamt ganz zufrieden mit dem Test“, erklärte der Youngster nachher.
Die Unterstützung der weit über 1.000 S04-Anhänger in der Kurve hätte ihn umso mehr motiviert, eine astreine Leistung abzuliefern. „Super, dass so viele Schalke-Fans dabei waren“, schwärmte Wellenreuther.
An diesem Wochenende allerdings muss er mit der eher kleinen Welt des Fußballs vorlieb nehmen. Während die Profis am Freitagmittag den Flieger nach London bestiegen, wo sie am Samstag (18.30 Uhr) an der White Hart Lane mit Bernd Schipmann als Ersatzkeeper für "Ralle" Fährmann gegen die Tottenham Hotspurs antreten, bereitete sich Wellenreuther mit der U23 auf das Punktspiel in der Regionalliga West gegen Viktoria Köln vor.
Am Samstag werden sich dann im Bottroper Jahnstadion vielleicht 300 Zuschauer verlaufen, um Schalkes aufstrebendes Torwarttalent zu begutachten. Wellenreuther kann gut damit leben, er hat ein erstes Ziel auf dem Weg in eine vielleicht große Profikarriere geschafft. „Ich gebe jeden Tag auf dem Platz 100 Prozent“, kündigt er an. Einer wie er wird nicht nachlassen, bis er sein Ziel erreicht hat.