Wenn ein Trainer in der Öffentlichkeit zugibt, dass er die Gründe für die schlechte Leistung seiner Mannschaft wisse, dann ist er fehl am Platz. Und wenn er auch noch einräumt, dass die Spieler nicht das auf dem Platz umsetzen, was er ihnen zuvor gesagt habe, gibt er sich selbst zum Abschuss frei.
Jens Keller hat in seinem knapp einen Jahr als Chefcoach des FC Schalke oft in seiner Außendarstellung ein schlechtes Bild abgegeben. Doch lange konnte man dem 43-Jährigen seriös nur vorwerfen, dass er zu blass wirke, am Ergebnis, Schalke in der turbulenten letzten Saison noch auf Platz vier geführt zu haben, konnte er sich messen lassen.
In der laufenden Runde aber hangelt sich Keller nur noch von einem Befreiungsschlag zum nächsten, nachdem der Bundesligastart völlig in die Hose gegangen war. Inzwischen wird deutlich, dass in seiner Mannschaft keine Fortentwicklung zu erkennen ist, obwohl ihm Manager Horst Heldt im Sommerschlussverkauf teures Personal dazu geholt hat. Keller darf zwar für sich reklamieren, dass er nie den kompletten Kader zur Verfügung hatte, da ihm wichtige Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar, Jefferson Farfan und zuletzt Dennis Aogo verletzungsbedingt fehlten. Derlei Probleme haben andere Klubs aber auch und bleiben dennoch nicht so meilenweit hinter ihren Erwartungen und Absprüchen zurück wie Schalke.
Keller wird sich in seinem Job nur dann retten können, wenn seine Mannschaft das wegweisende Ligaspiel in Gladbach nicht verliert und das Champions-League-„Endspiel“ am Mittwoch gegen Basel gewinnt. Mit Tuchfühlung zu Platz vier und dem lukrativen Achtelfinale in der Königsklasse vor Augen kann der Klub den so oft angezählten Trainer kaum in den Weihnachtsurlaub schicken, ohne dass er Anfang Januar wieder in Trainingsjoppe auf den Platz zurückkehren darf.
Das Problem bleibt aber bestehen: Die ständige Frage, ob Keller doch noch zu einem angesehenen Trainer auf Schalke reifen kann, wird immer im Untergrund brodeln und beim nächsten Reinfall à la Hoffenheim wieder ausbrechen.
Im Hintergrund werden aber längst mögliche Nachfolger gehandelt. Mir dabei viele Namen, die man auf Schalke zuletzt oft gehört hat: Heldts Kumpel Armin Veh, der Mainzer Konzepttrainer Thomas Tuchel und der im Wartestand befindliche ewige Bremer Thomas Schaaf. Alle drei sind geeignete Kandidaten, um auf Schalke länger erfolgreich arbeiten zu können, als es Keller wohl vergönnt sein wird. Hauptsache, es wird nicht Effenberg!