"Eine Erklärung fällt unheimlich schwer, ich habe keine", gab der 43-Jährige nach dem peinlichen 1:3 (0:3) im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen 1899 Hoffenheim zu: "Keiner setzt um, was wir uns vorgenommen haben."
Damit hatte der Schalker Coach knapp ein Jahr nach seinem Amtsantritt - ohne es zu wollen - sein Hauptproblem benannt: Die hochdotierten Stars der Königsblauen machen auf dem Platz zu häufig, was sie wollen. An die Vorgaben ihres blassen Trainers halten sie sich nur, wenn der Druck von außen besonders hoch ist - wie am vergangenen Samstag beim souveränen 3:0 gegen den VfB Stuttgart. Ob das "Donnerwetter", das Keller kurz nach dem Schlusspfiff bei Sky ankündigte, diesmal etwas bewirkt, ist äußerst fraglich.
Kellers Tage auf Schalke sind gezählt. Verpasst er am nächsten Mittwoch gegen den FC Basel auch noch das zweite Saisonziel, das Überwintern in der Champions League, dürfte der Trainer schon in einer Woche nicht mehr zu halten sein. Zumal die Königsblauen in der Bundesliga den anvisierten Spitzenplätzen hinterherhecheln. "Meine Position steht hier nicht zur Diskussion", meinte Keller zwar trotzig, sah aber auch ein: "Ich kann es nicht beeinflussen."
Dass die Ansagen des Fußball-Lehrers immer seltener ankommen, hat offenbar auch Sportvorstand Horst Heldt gemerkt. "Desaströs" nannte er die Vorstellung des Bundesliga-Fünften gegen den 14., die Mannschaft habe "Harakiri gespielt", und selbst in der etwas besseren zweiten Hälfte "war trotz des Aufbäumens nicht viel Plan dahinter".
Ob Keller nicht den passenden Plan parat hat oder sein Plan von den Spielern nicht angenommen wird, ließ Heldt offen. Immer deutlicher wird jedoch, dass sich die hochtrabenden Pläne der Schalker mit dem aktuellen Trainer kaum umsetzen lassen. Als er Mitte Dezember 2012 begann, schied er zu Hause im Achtelfinale gegen Mainz 05 mit 1:2 aus. Elfeinhalb Monate später ist keinerlei Fortschritt zu erkennen.
"Wir wollten vor der Saison Konstanz reinbringen", merkte Jungstar Julian Draxler an und zog eine ernüchternde Bilanz: "Davon sind wir weit entfernt. Wir verfallen immer wieder in die gleichen Muster." Für den vorläufigen Tiefpunkt in einer enttäuschenden Saison fand der 19-Jährige drastische Worte: "Es ist jedes Mal der gleiche Scheiß. Nach einem guten Spiel liefern wir so ein schlechtes ab, stellen uns hin und sagen: Wir müssen es abstellen. Es ist jedes Mal das gleiche Blabla."
"Wir wollen nicht rumeiern, sondern die Spiele gewinnen. Das sorgt für Ruhe. Wir brauchen Ergebnisse"
Bei seiner bisherigen Strategie blieb dagegen auch nach dem Pokal-Aus Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. "Wir wollen nicht rumeiern, sondern die Spiele gewinnen. Das sorgt für Ruhe. Wir brauchen Ergebnisse", sagte der starke Mann auf Schalke der Sport Bild und nahm - wieder einmal - die Spieler in die Pflicht: "Ich fordere daher, dass nicht rumgezetert wird, sondern konsequent Fußball gespielt wird." Was passiert, wenn die gewünschten Ergebnisse am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim direkten Champions-League-Konkurrenten Borussia Mönchengladbach und am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) gegen Basel ausbleiben, ließ Tönnies offen.
Besondere Emotionen verspürte Markus Gisdol. "Es ist ein tolles Gefühl, wieder hier zu sein", sagte der 44-Jährige, der vor einem Jahr als Co-Trainer zusammen mit seinem Chef Huub Stevens auf Schalke entlassen worden war. Dass er gegen Keller, der ihm als Stevens-Nachfolger vorgezogen wurde, gewann, bringe ihm "keinesfalls Genugtuung", meinte Gisdol: "Dafür war die Zeit hier viel zu schön."