Gleich zwei Mitgliederversammlungen sollten am Dienstagabend beim KFC Uerdingen stattfinden. Auf der außerordentlichen Variante haben die Mitglieder die Empfehlung an den Verwaltungsrat ausgesprochen, Peter Kahstein und Dirk Röthig aus dem Vorstand zu entfernen.
Die Auszählung der Stimmzettel unter Begutachtung des Ehrenrates ergab: 189 Mitglieder stimmten für "Ja", also für die Absetzung der Vorstandsmitglieder Kahstein und Röthig, lediglich neun Mitglieder stimmten dagegen. 28 Personen enthielten sich. Ein eindeutiges Ergebnis. Nun sei der Verwaltungsrat an der Reihe, um auf dieser Basis eine Entscheidung zu fällen. Dem wolle das Gremium nachkommen, versprach der Vorsitzende Nils Gehlings.
Dann folgte die Informationsveranstaltung, an deren Stelle eigentlich die ordentliche Mitgliederversammlung hätte stattfinden sollen. Diese ist jedoch per einstweiliger Verfügung untersagt worden.
Dennoch kamen laut "RP" und "WZ" auch die Zahlen ab 2022 auf den Tisch, beziehungsweise das, was davon bekannt war. Der Jahresabschluss 2022 weist einen Fehlbetrag von 400.000 Euro aus und sei dem Vorstand im Juli des letzten Jahres übergeben worden.
Dazu äußerte sich dann auch der ehemalige Finanzvorstand und Ex-Ehrenratsvorsitzende Sven Hartmann: "Zu meinem Austritt waren alle Gläubiger bezahlt, in dem Sinne, dass wir keine offenen Rechnungen beim Finanzamt, den Sozialkassen oder den Spielern der Mannschaft hatten."
Allerdings sei bereits die darauffolgende Saison mit Damien Raths geplant worden, dort sei bereits erkennbar gewesen, dass man bis zum Ende der Saison einen Fehlbetrag von knapp 300.000 Euro haben werde. Darauf habe er seine Vorstandskollegen hingewiesen, führte er aus: "Ich behaupte nach wie vor, dass in meiner Amtszeit keine großen Posten bei Gläubigern offen waren."
Die Zahlen des Rumpfgeschäftsjahres 2023 müsse die damals zuständige Steuerberatungskanzlei Röttges noch liefern, sagte Moderator Bernd Limberg. Für die Aufstiegssaison 2023/24 liege wahrscheinlich ein Fehlbetrag von rund 140.000 Euro vor. "Die Planung war äußerst übel für die Saison 23/24", sagte Limberg.
So habe es keine Planungen für Pfändungen gegeben. Zudem habe es eine Unterdeckung von 150.000 Euro gegeben, die durch Spiele gegen Bundesligisten hätten eingeholt werden sollen. "Das Spiel gegen Rot-Weiss Essen war der Retter für uns", konstatierte er.
Und dann meldete sich auch Mehmet Eser zu Wort. Die aktuelle Mannschaft sei nur zwei- oder dreitausend im Monat teurer als die Oberliga-Aufstiegsmannschaft. Zudem seien die Schulden nicht so hoch, wie bisher angenommen. Eser führte das auf Gläubiger zurück, die schon bedient worden seien oder, wie etwa er selbst, nicht bedient werden müssten.
Limberg fasste den Schuldenstand auf rund 1,2 Millionen Euro zusammen. Es folgten Erkenntnisse, die so bereits vorher bekannt waren. "Es ist kein Cent an das Finanzamt, die Sozialversicherungen und Berufsgenossenschaft geflossen", sagte Limberg.
Abschließend nannte Platzer noch seine Vorschläge für die vorzuschlagenden Vorstands- bzw. Gremiumsmitglieder: Bernd Limberg, Dmitry Voronov, Dr. Konstantin Graf von Wengersky und Christian Ritzenfeld. Limberg schloss ein Vorstandsamt aus, stellte aber eine mögliche Verwaltungsratskandidatur in Aussicht.
Eser sagte seine Mitarbeit auch im Falle einer Insolvenz zu, "solange die Mitglieder das wollen". Eser holte sich am Ende der Veranstaltung stehende Ovationen ab. Tatsächliche Entscheidungen sind dann auf einer ordentlichen Mitgliederversammlung zu erwarten. Wann die stattfinden wird? Ungewiss.