In den letzten Partien von Rot-Weiss Essen lief es ergebnistechnisch schon deutlich besser als zuvor. Mit sieben Zählern aus den letzten drei Partien ging es mit Selbstvertrauen zum SV Wehen Wiesbaden, die nach wie vor Aufstiegshoffnungen haben.
Am Ende durften die knapp 1500 mitgereisten RWE-Anhänger feiern. Dank einer furiosen zweiten Hälfte siegte Rot-Weiss mit 3:1 bei den Hessen und holte wichtige Punkte im Abstiegskampf.
Während in der vergangenen Woche nach dem 1:1-Remis im Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching noch von einer schwachen Leistung gesprochen wurde, so schnell durfte diese Partie nach dem Wiesbaden-Spiel wieder vergessen sein.
Trainer Uwe Koschinat sah "in der ersten Halbzeit einen unglaublichen Kampf um Positionen". Es spielte sich wenig vor den beiden Strafräumen ab. "Beide Mannschaften haben sich sehr intelligent bekämpft", analysierte Koschinat.
Am Ende der ersten Hälfte durfte Wiesbaden noch jubeln. Nach einem Einwurf landete der zweite Ball bei Tarik Gözüsirin. Der Mittelfeldmann schloss ab und Tobias Kraulich fälschte unhaltbar für Jakob Golz ab (45+2.).
Der Pechvogel übte sich im Nachgang in Selbstkritik: "Wir haben da eigentlich eine Regel, dass man Jakob möglichst viel Spielraum gibt, den Ball zu halten. In dem Fall wollte ich den Schuss verhindern und treffe den Ball falsch. Das sind dann Millisekunden, in denen man entscheidet. Ich würde jetzt eigentlich sagen, dass wenn man Scheiße am Fuß hat, hat man Scheiße am Fuß, doch zurzeit ist das nicht wirklich der Fall bei uns."
Das war ein Heimspiel. Was die dort für eine Stimmung gemacht haben, das war wie an der Hafenstraße. Das war geisteskrank.
Tobias Kraulich
Der Innenverteidiger sollte damit recht behalten. Nach Wiederanpfiff machte er und sein Team seinen Fauxpas wieder wett. Zunächst glich Ahmet Arslan sehenswert aus der Distanz aus (49.), ehe eben Kraulich nach einer Arslan-Hereingabe hochstieg und zur Führung einnetzte (61.). Julian Eitschberger sorgte für die Sahnehaube auf der Torte mit seinem 3:1 (70.). Dies war gleichzeitig der Endstand und der Abschluss einer zweiten Hälfte, die "top und richtig souverän war", wie es Kraulich erklärte.
Koschinat fand in seiner Pausenansprache auf jeden Fall die richtigen Worte. "Er hat im Endeffekt gesagt, dass wir ein gutes Auswärtsspiel machen und diese Wut im Bauch nach außen transportieren sollen. Das haben wir ganz gut hinbekommen", so der Torschütze zum 2:1.
Auch neben dem Platz schien an diesem Tage alles zu laufen. Die knapp 1500 mitgereisten Fans aus Essen peitschten die Mannschaft über die volle Spielzeit nach vorne und durften im Anschluss ordentlich feiern. Die Performance der Anhänger ließ auch Kraulich beeindruckt: "Das war ein Heimspiel. Was die dort für eine Stimmung gemacht haben, das war wie an der Hafenstraße. Das war geisteskrank. Diese Power nimmt man auf den Platz mit."
Die Stimmung rund um Rot-Weiss Essen wird aktuell immer besser. Die Essener Nummer 33 mahnt allerdings zur Ruhe: "Die anderen haben auch gepunktet. Heute und morgen dürfen wir noch feiern, doch dann muss es weitergehen."