Eine saubere Ballannahme, ein kurzer Blick, ein staubtrockener Rechtsschuss, Tor. Henrikh Mkhitaryans Treffer zum Dortmunder 1:0 beim FC Arsenal war kein großartiges Kunstwerk, aber nichtsdestotrotz ungemein wertvoll – für den BVB und ihn persönlich. Vor dem Derby gegen Schalke 04 zeigt die Formkurve des zuletzt glücklosen Armeniers wieder nach oben, wenn auch noch längst kein Höhepunkt erreicht ist.
Es ist eine Krux mit der spielerischen Leichtigkeit. Bringt sie ein Spieler auf den Platz, drängt sich dem Beobachter schnell das Gefühl auf, sie sei schlichtweg eine Gabe, die eben nur wenigen Menschen mit auf den Weg gegeben wird. Dass es sich jedoch nicht so verhält, zeigt die Entwicklung von Mkhitaryan in seinen ersten knapp vier Monaten beim BVB.
„Es ist viel mehr als ein Derby“
Kaum in der neuen Umgebung angekommen, verzückte der Offensivspieler, Fans, Mitspieler und Trainer in einer derartigen Selbstverständlichkeit mit Raffinesse und Torgefahr, dass es schwer vorstellbar war, dass er ein Neuzugang war. Doch mit seiner Verletzung im Testspiel gegen den FC Luzern (Syndesmosesbandanriss) und der folgenden vierwöchigen Pause kam naturgemäß ein Knick in seine Entwicklung, mit dem er – freilich mit Ausnahmen wie dem Sieg in Frankfurt und daheim gegen den Hamburger SV – bis jetzt zu kämpfen hat.
Die Leichtigkeit muss sich Mkhitaryan momentan hart erarbeiten – und das macht er. Wenn ihm auch in den letzten Partien längst nicht alles gelang, so kämpfte er doch stets verbissen und erzwang damit immer wieder die eine oder andere starke Aktion, was in London in seinem Treffer zum 1:0 mündete. Am Samstag steht für den 24-Jährigen nun das erste Revierderby seiner Karriere auf dem Programm. Ein Spiel, über das er schon viel gehört hat. „Es ist viel mehr als nur ein Derby. Ich warte auf dieses Spiel, weil ich weiß, welche Bedeutung es für die Fans hat“, sagt Mkhitaryan.
Vorbild Shinji Kagawa?
Als gutes Vorbild für seinen ersten Vergleich mit Königsblau könnte einer herhalten, in dessen direkter Erblinie sich Mkhitaryan gewissermaßen befindet: Shinji Kagawa. Der in Dortmund nach wie vor extrem beliebte Japaner, der, genau wie es jetzt Mkhitaryan tun soll, für Kreativität und Torgefahr im BVB-Spiel sorgte, erzielte in seinem ersten Spiel gegen Schalke zwei Tore beim Dortmunder 3:1-Sieg in der Arena – sein Durchbruch nach zuvor bereits vielversprechenden Leistungen.
Mkhitaryan weiß natürlich, dass ein derartiges Vorhaben nicht im Vorbeigehen zu realisieren sein wird. „Ich denke, wir müssen für eine große Schlacht bereit sein“, erklärt er. Kampf und Wille sind dabei fraglos die Grundvoraussetzungen für einen Erfolg. Die Leichtigkeit kann dann ganz von alleine kommen.