Auf dem Rasen standen die überglücklichen BVB-Spieler im Londoner Regen und ließen sich ausgiebig feiern. "Das waren Emotionen pur", schwärmte Kevin Großkreuz und hatte auch sogleich den Plan für den Einzug ins Achtelfinale der Champions League parat: "Der Trainer bleibt auch die restlichen drei Spiele auf der Tribüne - und wir kommen weiter."
Nach dem 2:1 (1:1) beim FC Arsenal, dem zweiten Sieg im dritten Gruppenspiel, und das ohne den wegen seines Ausrasters in Neapel letztmals suspendierten Klopp, herrschte große Erleichterung. "Wir sind wieder voll im Rennen", verkündete Klopp. Zudem hatte der BVB erstmals seit 16 Jahren (zuletzt 1:0 bei Manchester United 1997) wieder bei einem englischen Klub gewonnen - und das ausgerechnet beim hochgelobten Tabellenführer der Premier League.
"Man kann es uns nicht übel nehmen, wenn wir sagen, dass wir nun eine gute Ausgangsposition für den Sprung ins Achtelfinale haben", stellte BVB-Präsident Reinhard Rauball sachlich fest und verwies auf die Tabelle der Gruppe F, in der Dortmund aufgrund der besseren Tordifferenz die Führung vor den punktgleichen Teams der Gunners und des SSC Neapel übernommen hatte.
"Wir haben sechs Punkte und noch zwei Heimspiele und somit das Heft des Handelns in der Hand", ergänzte Watzke, der das Hochgefühl eines besonderen Sieges zur Abrechnung mit einigen Medien nutzte. "Der Sieg ist eine Genugtuung für mich. Wenn ich die Gazetten der letzten Tage verfolgt habe, dann hatte man den Eindruck, da spielt der Erfinder des Fußballs gegen Borussia Dortmund, die auch mal in der Champions League mitspielen dürfen. Ich freue mich, dass wir die Relationen wieder zurechtgerückt haben."
Aus allen Worten sprach großer Stolz über eine Vorstellung, mit der die Borussia erneut eine Duftmarke im Konzert der Großen in Europa setzte und gleichzeitig einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung dokumentierte. "Wir haben hohen Aufwand betrieben, diszipliniert und leidenschaftlich gekämpft", resümierte Klopp.
Nicht zu vergessen die Effizienz, mit der die Dortmunder im Emirates-Stadion im Londoner Ortsteil Highbury glänzten. "Es gab Spiele, in denen haben wir 30-mal auf das Tor geschossen und keinen Treffer erzielt, heute waren es zwei nach drei Torschüssen. Auch das ist ein Schritt in der Entwicklung", sagte Klopp. Sicherlich sei in einem Spiel auf Augenhöhe auch Glück nötig, "aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir unverdient gewonnen haben".
Der BVB bearbeitete Arsenal, das seine Offensivstärken mit einem äußerst blassen Mesut Özil in keiner Phase entfalten konnte. Eine halbe Stunde mussten die Gunners-Anhänger auf den ersten Torschuss ihrer Mannschaft warten. Der Ausgleich von Olivier Giroud (41.) nach der frühen Führung durch Henrich Mchitarjan (16.) fiel nach einer unglücklichen Aktion von Neven Subotic und Torhüter Roman Weidenfeller.
Dass der abwanderungswillige Robert Lewandowski eine geniale Flanke des überragenden Großkreutz mit beeindruckender Selbstverständlichkeit zum Siegtreffer (82.) nutzte, war für Klopp keine Überraschung. "Und noch mal: Man kann mir aus unterschiedlichen Gründen glauben, dass Robbi bis zum Saisonende alles für uns gibt, alles für die Mannschaft tut."
Doch erst am Saisonende wird sich zeigen, ob die Rechnung, auf eine Ablösesumme zu verzichten und den 25-Jährigen bis zum Vertragsende zu behalten, die sportlich und kaufmännisch richtige Entscheidung war. Vieles deutet nach bisher drei Toren in der Königsklasse und sechs in der Bundesliga (dazu vier Assists) darauf hin.
Als Lewandowski mit den Fans im Regen sang und sich mit ihnen zugleich auf das Revierderby am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Schalke 04 einstimmte, waren die Gunners schon lange in den Kabinen verschwunden. Nichts war's mit dem Geschenk von Özil und Co. zum 64. Geburtstag von Teammanager Arsène Wenger.