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Ulli Potofski über Kommerz
„Ich würde den Prozess entschleunigen"

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Interview: Potofski über die Kommerzialisierung
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Mit der RTL-Sendung Anpfiff nahm die Kommerzialisierung des Fußballs 1988 Fahrt auf. Ulli Potofski war das Gesicht von Anpfiff und zugleich Sportchef von RTL.

Also muss er streng genommen der Wegbereiter der Kommerzialisierung sein. Oder nicht? Wir sprachen mit ihm über optische Nachteile, Fast-Food-Fußballfans und WM-Endspiele in der zweiten Liga.

Ulli Potofski, wie fühlt man sich als Gesicht der Kommerzialisierung im Fußball?

Ich würde abstreiten, dass ich das bin. Dass es so gekommen ist, hat nichts mit mir zu tun. Es ist ja richtig, dass ich es indirekt mit losgetreten habe. Aber wenn ich es nicht gewesen wäre, dann eben ein anderer. Und genau genommen fing das schon mit dem Start der Bundesliga 1963 an, als Schalke neben Günter Hermann auch noch den Reservisten Hans-Georg Lambert für die erlaubte Höchstsumme von 50.000 D-Mark verpflichtete.

Zur Person Ulli Potofski (* 7. Juli 1952 in Gelsenkirchen) begann seine journalistische Laufbahn bereits im zarten Alter von 18 Jahren bei Radio Luxemburg. 1984 wechselte er vom Hörfunk zum Fernsehen und war seitdem unter anderem für RTL, Premiere, DSF, Sport1, NRW TV und Sky als Kommentator und Moderator tätig. 1989 erhielt er den Bambi.

Hat mit Anpfiff aber nicht die totale Kommerzialisierung des Fußballs begonnen?

Ja, natürlich ist das so. Aber das lag nicht an mir, sondern an der Zeit. Dass ich dummerweise der erste war, der das umsetzen musste, war Glück und Pech zugleich. Und wer behauptet, dass bis dahin kein Geld gezahlt wurde, der irrt.

Wie haben Sie die Anfangszeiten von Anpfiff erlebt?

Anpfiff war sehr umstritten, anstrengend, aber auch sehr lustig. Ich habe es geliebt, das zu machen. Wir haben in einer naiven Form begonnen, weil wir geglaubt haben, dass wir einfach mal alles anders machen und alles in die Grütze hauen, was die Sportschau bis dahin gemacht hat. Das haben die Leute natürlich nicht begriffen. Zum Teil gab es dafür mächtig Kritik, mitunter auch zurecht. Teilweise lag die Kritik aber auch darin begründet, dass ich immer ein Non-Konformist gewesen bin.

Inwiefern?

Dass ich nicht angepasst gewesen bin, hat man ja allein schon an meiner Optik gesehen. So wie ich gekleidet war und die Haare getragen habe, durfte man eigentlich nicht ins Fernsehen gehen. Aber ich habe es einfach gemacht, weil mir wurscht war, was die Leute gedacht haben.

Lehre als Koch Nach der Mittleren Reife ging es für Potofski in eine harte Schule: „Ich wollte immer zum Radio, war aber zunächst gezwungen, drei Jahre lang auf Schloss Horst eine geheimnisvolle Arbeit zu verrichten. Eigentlich war es eine Ausbildung als Koch, aber ich habe wirklich alles gemacht, von Kaninchen ausnehmen bis Heizungen instandhalten. Das war so brutal, dass ich mit 15 Jahren schon 14, 15 Stunden am Tag arbeiten musste, bis nachts um drei. Am Ende kam der Patron und hat mir fünf Mark extra gegeben, aber ich habe malocht wie ein Tier. Heutzutage hätten die ganz schnell das Jugendamt und das Arbeitsgericht am Hals. Als ich 18 war, bin ich schnell abgehauen und zu Radio Luxemburg gegangen.“

War Ihre Optik nicht ein guter Weg, um sich von der muffigen Sportschau abzuheben?

Ja, das schon. Aber der Fußball war in dieser Zeit ein bisschen auch ein Spießer-Sport. Die Zuschauer waren es gewohnt, dass Heribert Faßbender und die anderen sehr korrekt daherkamen. Und dann war ich da und sah so aus, dass manche Leute richtig Angst vor mir hatten. All die Finanzbeamten und Polizisten haben erst mal einen Schreck bekommen. Daher war das auch ein Nachteil. Ich hatte aber das Glück, das ich die Rückendeckung der Geschäftsleitung besaß.

Auf Seite 2: „Du kriegst auf die Fresse, du Schalker Schwein“

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