Mittendrin, zwischen fußballerischen Schwergewichten wie der zusammengekauften Millionen-Truppe von Manchester City oder allzeit Klassenprimus Real Madrid, fand sich die Borussia aus Dortmund wieder. Und nach Wochen der Vorfreude sollte es am Dienstagabend auch endlich soweit sein: Flutlicht an, Europapokal rein. Brotgeschäft Bundesliga
Aber Moment. Irgendetwas fehlt doch noch. Ach stimmt, vorher stand ja noch das graue Alltagsgeschäft Bundesliga auf dem Programm. So zumindest war die allgemeine Sichtweise auf die Dinge, die da am Samstag auf den schwarzgelben Fußball zukamen. Namentlich hieß das Ganze dann Bayer Leverkusen. Und trotz des starken fünften Tabellenplatzes in der Endabrechnung der Vorsaison, war kaum die Rede vom Gegner, dem der BVB in seinem zweiten Heimspiel gegenüberstand. Fast jeder stürzte sich in das Abenteuer Europa – das allerdings viel zu früh.
In der Vereinsführung und auch bei Coach Klopp blieb diese (problematische) Thematik keinesfalls unerkannt. Interviewfragen zu Ajax, City oder Real wurden übergangen, der Fokus lag ganz klar auf dem nächsten Spiel, der Partie gegen Leverkusen. Und das war auch gut so. Was nutzte ein Spektakel gegen Amsterdam, wenn der Auftakt im Brotgeschäft Bundesliga gründlich in die Hose gegangen ist?
Fast wie immer - eigentlich
So kam es zum Glück nicht. Aber was heißt bei diesem Ballspielverein, unter diesem außergewöhnlichen Trainer, schon "zum Glück"? Die Vorbereitung war so wie immer, von wegen das nächste Spiel ist immer das schwerste und so. Kein Wunder also, das keinem einzigen Spieler während der 90 Minuten auch nur eine Konzentrationsstörung anzumerken war, außer vielleicht auf der Gegenseite – aber Leverkusen hatte ja auch die Hammerpartie daheim gegen Metalist Charkiw vor der Brust.
Ganz im Gegenteil sogar, die Dortmunder Borussia spielte zum ersten Mal seit der langen Sommerpause konstant tollen Fußball über die komplette Spieldauer. Bayer zeigte sich sichtlich überfordert und musste sich früh geschlagen geben. Selbst der (nach zwei Spielen) noch torlose Lewandowski durfte sich am Ende in die Torschützenliste eintragen. Ein perfekter Tag, vor einer ausgelassen feiernden Traumkulisse – also eigentlich alles so wie fast immer.
Das verdiente Glück
Und doch war die Stimmung ein wenig anders, denn zum Ende der Partie hin drifteten zumindest bei den Zuschauern die Gedanken gen Champions League, und man freute sich auf die kommenden internationalen Aufgaben. Drei Tage später reiste dann Amsterdam mit vielen tausend seiner treuen Anhänger in die Pott-Metropole und verbreitete jede Menge Europapokal-Flair. Die Stimmung war durchweg friedlich – mediale Warnungen mit Hang zur Panikmache stellten sich dementsprechend als falsch dar. Amsterdamer und Dortmunder Fans tauchten ein in eine einmalige Atmosphäre. Und auch im Stadion waren gewisse Unterschiede förmlich spürbar. Nicht der „kleineren“ Südtribüne wegen, auch nicht wegen des alkoholfreien Bierausschankes im Stadion, sondern einfach weil Europa eben doch etwas anderes ist.
Die Champions-League-Hymne ertönte und kurz darauf lieferten beide Fanlager eine erste lautstarke Kostprobe ihrer Gesangskraft. Die Südtribüne war ob des zahlreichen holländischen Anhanges mehr gefordert als sonst, was sich in der Endphase des Spiels als Vorteil herausstellen sollte. Denn da war der BVB angewiesen auf den extra Push von den Tribünen. Wer weiß, ob Lewandowski sonst diesen Ball in die Maschen gehauen hätte. Erleichterung pur und totale Ekstase.
Der erste Dreier steht auf der Habenseite, obwohl so manche brenzlige Passage der Begegnung an die letzten beiden Jahre erinnerte. Das Glück das damals fehlte, wurde dem Ballspielverein nun zuteil – und das verdientermaßen! Wir können also auch Europa…