Es war schon längst wieder hell, da feierten die Deutschen Meister noch immer. Die Fans sowieso, war ja klar, aber genauso auch die Mannschaft, die sich ziemlich geschlossen noch zu später Stunde auf den Weg in die Dortmunder Innenstadt gemacht hatte. Der eine oder andere hatte zwar von seinen Mitspielern in Richtung Taxistand geführt werden müssen, doch der harte Kern dachte auch um sechs Uhr morgens noch lange nicht daran, ins Bett zu gehen.
Vor allem die ältere Generation verdiente sich dabei den Titel als Deutscher Feiermeister. Sebastian Kehl natürlich, der sich auch neben dem Platz als unzerstörbar entpuppte, auch Patrick Owomoyela hielt bis zum bitteren Ende durch. Und Lucas Barrios, trotz seines Reservistendaseins jetzt allerbester Dinge.
Einen ganz besonderen Auftritt hatten zuvor Ilkay Gündogan und Shinji Kagawa hingelegt. Während die Kollegen neben dem Bier auch die eine oder andere Meister-Zigarre kreisen ließen, stürmten die beiden die Turntables und schickten den DJ im „sssss“ in die Pause. Eine gute Figur gaben die Polen in Reihen des BVB ab. Lukasz Piszczek, Jakub Blaszczykowski und Robert Lewandowski genossen die Nacht in vollen Zügen, machten sich erst zu früher Morgenstunde auf den Heimweg, Marcel Schmelzer hielt ebenfalls lange durch. Bereits früher indes hatte sich Mario Götze verabschiedet. Kein Wundder, war der Youngster doch mit dem eigenen Auto gekommen. Wie zuvor schon zur „Piazza Navona“, dem Lieblingslokal von BVB-Präsident Reinhard Rauball. Dorthin hatte der Vorstand des BVB zuvor zum offiziellen Meisteressen geladen. Gekommen waren alle, die etwas mit dem BVB zu tun haben, aber auch 200 Fans, unzählige Kamerateams und Fotografen.
In dem Lokal kamen indes eher die älteren Semester auf ihre Kosten. Die Stars, die später in der Disko ausgelassen feierten, hielten sich zwar noch vornehm zurück, der eine oder andere Herr aus der Vorstandetage schwang aber bereits das Tanzbein. Doch auch vor der Tür war die Stimmung blendend, verantwortlich dafür: Sebastian Kehl - wer sonst - der gleich mehrere Tabletts mit Bier für die Anhänger nach draußen balancierte. Er war an diesem Abend einfach überall.
Genauso Kevin Großkreutz. Der tauchte erst um 0.37 Uhr auf, seinen BVB-Schal um den Hals gewickelt, verschwand aber schon nach wenigen Minuten wieder. Er feierte lieber mit den Fans - wo gibt es so etwas noch im heutigen Profifußball. Da mag der eine oder andere schimpfen, doch gerade das macht Borussia Dortmund so besonders, so einzigartig, so echt.
Genauso wie die Tatsache, dass auch die Ex-Spieler Klub und Mannschaft verbunden bleiben. Um 0.51 Uhr kam Mohamed Zidan vorbei. „Glückwunsch zur Meisterschaft“, rief er den wartenden Fans zu, die wie die Mannschaft längst in den Feiermodus geschaltet hatten und die nur noch eine Sorge drückte. Eine, die auch Sebastian Kehl teilte: „Das einzige, wovor ich Angst habe“, gestand der Kapitän, ehe er sich ins Getümmel stürzte, „das sind die Kopfschmerzen am Sonntag-Morgen.“