Hans-Joachim Watzke, Sie stehen noch unter dem Eindruck des neuerlichen Titelgewinns. Wie erleben Sie die achte deutsche Meisterschaft von Borussia Dortmund?
Ich bin einfach nur sehr stolz. Das ist eine außergewöhnliche Situation, den Titel verteidigt zu haben. Man kann es sich gar nicht vorstellen, was diese Mannschaft geleistet hat.
Nach 32 Spieltagen hat der BVB seinen Verfolger Bayern München abgehängt. Wir bewerten Sie diese überraschende Souveränität?
Das ist unglaublich. Denn auch Bayern München hat eine gute Saison gespielt mit derzeit 67 Punkten. Sich noch einmal gegen so starke Bayern durchzusetzen, das verdient einen zusätzlichen Stern. Wir waren die bessere Mannschaft, haben beide Duelle mit den Bayern gewonnen und acht Punkte Vorsprung.
Zweimal hintereinander hat der BVB den Erzrivalen Bayern München hinter sich gelassen. Es fehlt nun nur noch der von Uli Hoeneß kritisierte Erfolg in der Champions League...
Das ist typisch deutsch: Man sucht immer das Haar in der Suppe. Was wir in dieser Saison in der Champions League erlebt haben, war ein Lernprozess. Ich kann versichern: Wir werden uns im nächsten Wettbewerb besser präsentieren. Außerdem: Wir haben viele Jahre um unsere Existenz gebangt und konnten keine Punkte für die Bundesliga sammeln. Ich kann mich erinnern, dass die Bayern im Europapokal auch nicht immer durchmarschiert sind.
Was ist das Geheimnis des neuerlichen Erfolg, der beweist, dass der letztjährige Titel keine Eintagsfliege war - wie von einigen Experten prophezeit?
Es ist die Geschlossenheit eines großartigen Vereins mit Jürgen Klopp und Michael Zorc als eklatanten Bausteinen - was auch hilft, einmal kritische Situationen zu überstehen.
Die gab es doch in dieser Saison allenfalls in der Anfangsphase...
Zu Beginn sind wir richtig durchgeschüttelt worden. So beim 1:2 in Hannover, als wir in den letzten Minuten beide Tore kassierten. Ich erinnere mich: Da habe ich noch 20 Minuten nach dem Abpfiff regungslos auf der Tribüne gesessen. Hätte mir damals einer erzählt, dass das für lange Zeit die letzte Niederlage gewesen ist, ich hätte es nicht geglaubt. Das ist unfassbar.
Die Mannschaft hat sich in fast jeder Beziehung verbessert, was auch die statistischen Werte belegen...
Die Mannschaft hat sich auf hohem Niveau taktisch verbessert. Sie ist in der Lage, falls nötig, Tempowechsel zu kreieren. Der Stil, den wir spielen, passt zum BVB.
Das war die Meisterschaft, aber der BVB steht ja am 12. Mai auch noch im Pokalfinale gegen Bayern München und kann das Double holen.
Jetzt werden wir zwei Tage die Seele baumeln lassen und uns dann auf die nächsten Bundesligaspiele vorbereiten. Und dann auf das Finale in Berlin, denn jetzt wollen wir wollen auch den Pokal holen.