Schalke hatte schon viele Publikumslieblinge, doch kaum ein Spieler hat es so schnell geschafft, in die Herzen der Fans zu fliegen. Atsuto Uchida, anfangs von skeptischer Erwartung umgeben und von voreiligen Kritikern schon als Fehleinkauf abgestempelt, hat sich längst einen Namen auf Schalke gemacht.
Als „Uschi“ vor einem Jahr vom japanischen Serienmeister Kashima Antlers nach Gelsenkirchen kam, da wirkte der schmächtige Junge aus Fernost irgendwie zu klein für dieses große Schalke. Doch Ex-Trainer Felix Magath hatte bereits zu seiner Wolfsburger Zeit gute Erfahrungen mit Spielern aus dem Land der aufgehenden Sonne gemacht und sich nicht von ungefähr in der J-League umgesehen.
Uchida hatte zwar zunächst seine Probleme, aber die waren natürlich auch durch den katastrophalen Fehlstart des Vorjahres-Vizemeisters bedingt. Doch mit seiner ehrlichen und beherzten Art Fußball zu spielen, eroberte Uchida den Anhang in der Arena im Sturm.
Immer von einem Tross Journalisten aus seiner Heimat begleitet, gewann der 23-Jährige viele Sympathiepunkte durch seine bescheidene und zurückhaltende Art. „Er verneigt sich auch dann, wenn er ausgewechselt wird“, urteilt Team- „Oldie“ Mathias Schober über den Kollegen aus Asien.
Uchida wirkt manchmal sogar zu höflich, um Foul zu spielen. Jedenfalls wird man eine böse Grätsche in die Knochen des Gegenspielers von dem feingliedrigen Kicker nicht sehen. Seine Stärken sind ohnehin eher in der Offensive zu sehen, wo er nach dem Weggang von Rafinha mit seinem Partner Jefferson Farfan ein ähnlich wertvolles Duo bildet.
In Deutschland noch ein Spieler unter vielen, ist Uchida in seiner Heimat ein Star. Das hat nicht nur mit seinen Fähigkeiten am Ball zu tun, denn „Uschi“ ist ein Frauenschwarm. Als vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt fast 100 überwiegend weibliche Landsleute Schalke unsicher machten, war die Aufregung groß. Auch diese spezielle Begegnung meisterte der Asien-Cup-Sieger 2011 mit seiner stets freundlichen Art.
Trotz der völlig ungewohnten Umgebung im Ruhrpott hatte er kaum Probleme mit der Eingewöhnung. Bewusst hatte sich Uchida nicht in Düsseldorf niedergelassen, wo die 7.000 Menschen große japanische Gemeinde die Integration in deutsche Lebensweise sicher verzögert hätte. Nein, der Schalker 1,3-Millionen-Zugang machte es sich in der Nähe seines neuen Arbeitsplatzes heimisch und büffelte fleißig Deutsch, um nicht immer auf die Dienstes eines Dolmetschers angewiesen zu sein.
Weil Uchida insgesamt 41 Pflichtspiele für die Königsblauen absolvierte und zudem mit seiner Nationalmannschaft ständig im Einsatz war, wirkte er am Ende der Serie verbraucht. Daher verzichtete Trainer Ralf Rangnick im Pokalfinale auf seinen etatmäßigen Rechtsverteidiger. Uchida saß nur auf der Bank, während Benedikt Höwedes die Außenbahn erfolgreich beackerte. Als „Uschi“ in der Schlussphase der längst entschiedenen Partie gegen den MSV Duisburg eingewechselt wurde, war der Jubel unter den S04-Fans im Olympiastadion groß.
Sofern nichts Außergewöhnliches dazwischen kommen sollte, wird Uchida in der neuen Saison seinen Stammplatz halten können. Tim Hoogland, der bereits vor einem Jahr als rechter Verteidiger vorgesehen war, aber aufgrund von Dauerverletzungen nicht zum Zuge kam, fällt nach wie vor aus. Uchida soll, wie die anderen Nationalspieler, zum 5. Juli in die Vorbereitung einsteigen. So wird „Uschi“ wohl auch in der nächsten Runde die Frauen auf Schalke begeistern - und sicher nicht nur die!