Der Fußball lebt von verrückten Typen, das macht den Sport so reizvoll und interessant. Kyriakos Papadopoulos ist so einer, der aus dem Raster der glattgebügelten Musterprofis herausbricht. Natürlich fällt der junge Grieche nicht durch schlechtes Benehmen oder wilde Skandale abseits des Geschehens auf.
Nein, „Papa“ ist einer, der auf dem Platz zur Not mit dem Kopf dahin geht, wo andere den Fuß wegziehen. Nicht aber sein unerschrockener Einsatz für die Mannschaft hat ihm - zumindest laut Mario Gavranovic, dem Entertainer vom Pokalsieg in Berlin - den Beinamen „Dummekopp“ verschafft.
Papadopoulos denkt eben in den 90 Minuten eines Spiels nicht viel nach. Sogesehen ist er ein Instinktfußballer, aber eben keiner wie Raúl, der sich auch mal an den Torwart heranschleicht und dem dann den Ball vom Fuß stibitzt. Der frisch gebackene Nationalspieler des Europameisters von 2004 wirft sich vielmehr in jeden Zweikampf, als gäbe es kein Morgen, ohne Rücksicht auf sich und schon gar nicht den Gegner.
Vor einem Jahr von Felix Magath von Olympiakos Piräus nach Gelsenkirchen geholt, hatte Papadopoulos schon zwei Saisons im Profifußball hinter sich. Er war 16, als er in der ersten griechischen Liga debütierte. Als er nach Schalke kam, hatte er in seiner Heimat zweimal das Double geholt und sein Wechsel in die Bundesliga bedeutete für ihn den nächsten schnellen Karrieresprung.
Mit seiner robusten Art, den Fußball als Kampf auszuleben, passt Papadopoulos gut nach Schalke. Wenn er sich mit letzter Anstrengung in den Ball wirft, um ein Tor zu verhindern, dann feiert das Publikum seinen jungen „Helden der Arbeit“. Dann fällt rasch das Wort Publikumsliebling, doch erstens sollte man mit diesem Begriff sparsam umgehen und zweitens ist Papadopoulos noch längst nicht so weit.
18 Einsätze in der Bundesliga sind für einen bis dahin 18-Jährigen respektabel, doch es hätten sicher noch mehr Partien werden können. Kurioserweise schickte Magath den von ihm geholten Brecher aber im September 2010 erst einmal in die Regionalliga-Reserve, obwohl Papadopoulos „oben“ eigentlich überzeugt hatte.
Letztlich wurde der gelernte Innenverteidiger doch noch Stammspieler in der Lizenzelf, weil er nicht auf die Position in der Abwehr festgelegt ist. An Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder gab es in der Deckungszentrale kein Vorbeikommen. So machte Papadopoulos seinen Job im defensiven Mittelfeld an der Seite von Peer Kluge oder José Manuel Jurado, und das gut.
Natürlich taugt der Grobmotoriker nicht für einen feinen Spielaufbau, denn er ist meist recht froh, wenn er den Ball unfallfrei abspielen kann. Doch Papadopoulos ist in seiner Entwicklung längst nicht fertig. Zu seinen schon jetzt bundesliga-tauglichen körperlichen Fähigkeiten wird noch die nötige Reife im spielerischen Bereich kommen.
Allerdings ist die Konkurrenz in der neuen Saison nicht kleiner geworden. Falls Trainer Ralf Rangnick nur mit einer „Sechs“ spielen lassen wird, ist Kluge der erste Anwärter auf diesen Posten. Zudem verschärft in Marco Höger ein vielversprechender Neuzugang das Rennen um die Startelf.
Papadopoulos wird das in seiner unbekümmerten Art nicht sonderlich kratzen. Es ist schließlich sein Ding, in den Kampf zu ziehen.