Jetzt also Stegersbach. Für die kommenden neun Tage wird die 2.500-Seelen-Gemeinde ganz im Süden des Burgenlandes nicht nur die Heimat der Dortmunder Borussia sein, sondern auch die der mitgereisten Fans, Sponsoren und Journalisten.
Weil der schwarz-gelbe Tross, der am Donnerstag-Vormittag eintraf, sich aber erst einmal in sein luxuriöses Hotel „Balance-Resort“ zurückzog, blieb genügend Zeit, durch den Ort und die Umgebung zu bummeln. Doch spätestens nach einer halben Stunde war klar, dass Stegersbach dem geneigten Besucher vor allem drei Dinge zu bieten hat: Landschaft, Landschaft – und Landschaft. Sollte es also tatsächlich dem ein oder anderen Akteur der Borussia gelingen, zu nächtlicher Stunde aus dem Teamquartier auszubüchsen, so bräuchte Jürgen Klopp wohl kaum befürchten, dass dieser Ausreißer sich den Freuden des Nachtlebens hingeben sollte.
Trotz aller Beschaulichkeit allerdings lauern auch im Grünen Gefahren. Das musste der Autor dieser Zeilen des Vormittags am eigenen Leibe erfahren. Tieffliegende Flugobjekte sind es, die den unaufmerksamen Wanderer bedrohen. Kaum ein Stück vom Wege abgekommen, wurde dieser nämlich fast von einem Golfball erwischt. Zum Glück aber wies ein aufmerksamer Mitfünfziger sogleich freundlich aber bestimmt auf die Gefahren für solch fehlgeleitete Wandersleute hin: „Schleich Di, du Trottel“, bellte der aus seinem vorbeifahrenden Golfomobil und wart kurz darauf nicht mehr zu sehen. Recht hatte er aber schon: Scheint doch die komplette Umgebung des Dörfchens ein einziger großer Golfplatz zu sein.
Solchermaßen abgeschreckt von der Aussicht, die kommenden Tage im Spital von Stegersbach zu verbringen, blieb also nur noch die Flucht in die Stadt. Wobei Stadt dann doch etwas zu hochgegriffen ist. Ein Supermarkt, eine Drogerie, ein Hutgeschäft, ein Blumenladen, ein Begräbnisunternehmen, einige kleinere Geschäfte, einige Cafés, das war es dann auch schon, wäre da nicht das erst vor wenigen Jahren erbaute Sportstadion, in dem am Abend erstmals auch die Kicker aus Dortmund schwitzten, um die Grundlagen für eine harte Saison zu legen.
Hart hätte es allerdings auch für einen Akteur des heimischen SV Stegersbach werden können, der gemeinsam mit seinen Teamkollegen auf einem Nebenplatz trainierte. Jedenfalls dann, wenn auch einige weniger tollerante Borussen den Weg nach Österreich angetreten hätten. Denn während sich seine Kollegen in Trikots von Celtic Glasgow, Rapid Wien oder der TSG Hoffenheim (!) geworfen hatten, tauchte dieser in einem Schalke-Shirt auf...
PS: Während der Europameisterschaft 2008 hatte übrigens das österreichische Team sein Quartier in Stegersbach aufgeschlagen. Ob dies als gutes Omen zu werten ist, das mag im Auge des Betrachters liegen…