Durch den 2:0 (1:0)-Sieg im Westderby nach einem Doppelpack von Zoran Tosic (15., 78.) stürzten die Kölner den VfL in tiefe Ernüchterung. Nach neun Spielen ohne Sieg und einem erschreckend schwachen Auftritt droht dem VfL am drittletzten Spieltag erstmals seit dem Hinrunden-Finale der Sturz auf den Relegationsplatz. Und in den nächsten beiden Spielen warten in dem VfB Stuttgart und Bayern München die beiden erfolgreichsten Mannschaften dieses Jahres auf den VfL.
Dagegen feierten die Kölner den dritten Sieg im 16. Heimspiel dieser Saison und entledigten sich der letzten Abstiegssorgen. Sollte Hannover 96 am Samstag bei Spitzenreiter Bayern München verlieren, wäre der Klassenerhalt auch rechnerisch gesichert. Drei Jahre nacheinander im Oberhaus spielte der erste Bundesliga-Meister zuletzt von 1996 bis 1998. Vor 46.000 Zuschauern boten die Gäste im ersten Durchgang eine unteridische und keineswegs bundesligawürdige Leistung. Die VfL-Profis agierten nicht wie ein Team, das ums sportliche Überleben kämpft. Es gab kein Engagement und kein Aufbäumen, selbst Trainer Heiko Herrlich verfolgte die Partie in der ersten Halbzeit mit leerem Blick und vor der Brust verschränkten Armen. "Ich habe keine Erklärung für diese Leistung", sagte Bochums Sportvorstand Thomas Ernst in der Pause.
So war es denn das nahezu letzte Aufgebot der Kölner - auf der Bank saßen neben Stürmer Manasseh Ishiaku nur Spieler aus den Nachwuchsteams - das das Spiel deutlich bestimmte. Da die einzige Sturmspitze Milivoje Novakovic aber erneut völlig von der Rolle war und zahlreiche Bälle verstolperte, blieb es bis zur Halbzeit bei einer guten Torchance. Diese nutzte Tosic allerdings eiskalt. Nach einem Traumpass von Taner Yalcin umspielte der in der Winterpause von Manchester United ausgeliehene Serbe VfL-Keeper Philipp Heerwagen und schob den Ball ins Tor. Der dritte Bundesliga-Treffer Tosics war gleichzeitig der erste im heimischen Stadion.
VfL-Fans fielen Anfang der zweiten Halbzeit erneut aus der Rolle. (Foto: firo)
Ernst forderte in der Pause unmissverständlich ein Aufbäumen seines Teams. "Wir müssen einen Zahn zulegen", sagte er: "Die Mannschaft muss sich sammeln und Gas geben, wir haben nichts mehr zu verlieren." Doch auch nach dem Wechsel ging kein Ruck durch das VfL-Team. Im Gegenteil: Nach rund einer Stunde hätte Tosic beinahe für die Vorentscheidung gesorgt, seine "Bogenlampe" aus rund 25 Metern lenkte Heerwagen aber mit den Fingerspitzen über die Latte, ein Schuss des sehr spielfreudigen Lukas Podolski aus ähnlicher Distanz verfehlte ebenfalls knapp sein Ziel (64.).
Im VfL-Block wurde es nun immer unruhiger, Sicherheitskräfte mussten einschreiten, um Schlimmeres zu verhindern. Bereits nach der Halbzeit hatten VfL-Fans bengalisches Feuer gezündet.
Erst in der 83. Minute, fünf Minuten nach Tosics zweitem Treffer, kamen die Gäste zu ihrer ersten Torchance, doch Joel Epalle scheiterte mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze an Kölns Torwart Faryd Mondragon.
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