Es wurde in den letzten Tagen, nach dem berüchtigten Interview von Philipp Lahm, viel über die Rolle von Beratern gesprochen. Welche Bedeutung hat Ihr Berater Roman Grill, der auch Lahm vertritt, für Sie?
Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Im Sommer 2008 bin ich zu ihm gegangen. Er kannte mich vorher schon, weil wir beide bei den Bayern zusammengearbeitet hatten. Er wusste also, was für eine Art Spieler ich bin. Roman hat mir gezeigt, wie ich mich besser konzentrieren kann. Er hat mich zum Yoga geschickt und mir bewusst gemacht, dass wir eine Position finden müssen, auf der meine Qualitäten am stärksten zur Geltung kommen. Dazu hat er mich neu strukturiert und mir gesagt, wie ich mich besser pflegen kann. Er spielt also eine sehr wichtige Rolle für mich. Wir haben gemeinsam einen Verein gesucht, bei dem ich eine Chance habe, zu spielen, wenn ich meine Leistung abrufe, und der zu meinen Qualitäten passt.
Wie beurteilen Sie den Fall Philipp Lahm?
Ich kann dazu eigentlich gar nichts sagen, dazu bin ich zu weit weg. Ich persönlich hatte mit Uli Hoeneß nie ein Problem. Er ist immer zu 100 Prozent fair mit mir umgegangen. Generell ist es aber so, dass man immer davon spricht, dass man mündige Profis und Führungsspieler haben möchte. Oft wird gesagt, die heutige Generation sei zu glatt. Ich sehe es so: Es ist wichtig, dass man auf dem Platz seine Leistung zeigt. Wenn man dort überzeugt, kann und muss man auch seinen Mund aufmachen und seine Meinung sagen.
Im Fall Lahm sprach Roman Grill von einer bewussten Positionierung seines Klienten. Existiert ein Strategiepapier, auf dem Ihre zukünftigen Karriereschritte festgehalten sind?
Nein, so ein Papier existiert nicht. Welche Aufgabe übernimmt ein Berater? Ist er auch dazu da, mal ein Wörtchen mit dem Trainer zu reden?
Nein, das kommt gar nicht in Frage. Ein Berater soll dem Spieler helfen, seine Leistung besser abrufen zu können, sich aber aus allen anderen Angelegenheiten heraushalten. Er muss das Rezept liefern, mit dem man zu 100 Prozent fit wird und dem Verein helfen kann. Und er muss in schweren Zeiten auch einmal einen Tipp geben.
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Muss ein Berater auch ein Freund sein?
Nein, denn es ist ein Geschäftsverhältnis. Man muss nicht miteinander befreundet sein, um gut zusammenzuarbeiten. Man kann es aber sein.
Roman Grill hat sich öffentlich kritisch zu Ihrer Situation in den letzten Wochen geäußert. Er könne nicht verstehen, warum man Sie nach Dortmund geholt habe, wenn Sie eh nicht spielen. Mussten Sie danach zum Rapport bei Jürgen Klopp?
Nein, der Trainer hat danach nicht mit mir gesprochen. Es waren ja auch nicht meine Äußerungen. Es ist doch normal, dass sich mein Berater Gedanken über meine Situation macht. Die Medien haben das ja offenbar auch getan, sonst hätten Sie ihn nicht gefragt. Er hat hinterfragt, warum ich nicht spiele.
Durch seine Äußerungen waren Sie aus der Schusslinie. Ist das auch eine Aufgabe eines Beraters? Sie dürften sich schließlich ähnliche Gedanken gemacht haben – nur sind Sie damit nicht an die Öffentlichkeit gegangen.
Natürlich habe ich auch über meine Situation nachgedacht, aber eben auf eine andere Art und Weise. Ich muss damit nicht an die Presse gehen. Das war ganz allein seine Entscheidung. Ich wusste davon nichts und habe es selbst erst am nächsten Tag aus der Zeitung erfahren. Für Roman ist es so, dass er sich natürlich hinterfragt, ob wir den richtigen Schritt gewählt haben. Er sucht den Fehler bei sich.
Welche Erklärung gibt es dafür, dass es beim BVB nach dem Stotter-Start in den letzten Spielen wieder lief?
Ich denke, in erster Linie liegt es daran, dass wir wieder deutlich kompakter geworden sind. Zu Beginn der Saison haben wir vier Tore in Hamburg gefressen. So etwas verunsichert, gerade weil wir viele junge Spieler in der Mannschaft haben. So Ereignisse wie die zweite Hälfte gegen München müssen erst verarbeitet werden. Passiert das, rückt ein Team enger zusammen. Wir haben dann ja auch schnell wieder zurück in die Spur gefunden.
Es würde viel darüber geschrieben, dass der BVB durch die junge Mannschaft ein Hierarchie-Problem hat. Sehen Sie das ähnlich?
In meinen Augen trägt man Verantwortung für die Mannschaft, sobald man auf dem Platz steht. Dort kann jeder eine Führungsperson sein, der sich danach fühlt. Jedes Team braucht Spieler, die den Mund aufmachen. Das kann und darf aber jeder – egal, wie alt er ist. Die Hauptsache ist, er zeigt auf dem Platz seine Leistung.
In den letzten Partien erwies sich vor allem Neuzugang Lucas Barrios als Punktegarant.
Ja, er trifft und trifft und trifft. Das ist super. Man konnte vorher im Training sehen, dass er über eine große Abschlussstärke verfügt, sowohl beim Schuss als auch im Kopfballspiel. Jetzt sieht man es auch in den Spielen.
Ist es gefährlich, dass er im Moment weitestgehend der einzige ist, der trifft? Ist die Mannschaft zu abhängig von ihm?
Nein, das denke ich nicht. Wenn er nicht trifft, müssen eben andere einspringen. Wir haben schließlich auch noch andere torgefährliche Spieler. Grundsätzlich ist ein Stürmer aber dazu da, Tore zu schießen. Genauso wie ein Abwehrspieler dazu da ist, Tore zu verhindern. Natürlich ist es schön, wenn es auch einmal andersherum funktioniert, aber im Endeffekt hat jeder auf dem Platz seine Aufgabe.
Werden Sie am Samstag Ihre Aufgabe erstmals von Beginn an erfüllen können?
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Ich weiß es noch nicht, aber im Moment stehen die Chancen gut. Wir waren bis Mittwoch ja nur zu fünft im Training.
Ist bei diesen Bedingungen überhaupt ein normales Training möglich?
Mir gefällt es so ganz gut. Wir haben viel drei gegen drei gespielt und ordentlich trainiert. Man hat viele Abschlüsse und viele Zweikämpfe. Das ist genau mein Spiel und macht eigentlich am meisten Spaß.
Kommen Ihnen die Länderspiel-Pausen derzeit gelegen, weil Sie sich dem Trainer so besser präsentieren können?
Ich war diesmal froh, dass die Pause kam. So konnte ich vor allem den Rückstand aufholen, den ich durch meine Grippe-Krankheit angesammelt hatte. Ich konnte schnell wieder in die Gänge kommen und bin jetzt wieder bei 100 Prozent.