“Die Verantwortlichen können endlich mal ruhig sein und müssen sich nicht mehr in die sportlichen Dinge einmischen“, hebt Peter Lohmeyer den Daumen.
Wie die meisten der etwa 200 Schalke-Fans, die am Mittwoch bei Nieselregen das Training der Profis verfolgten und dabei minütlich auf die Bestätigung aus Wolfsburg warteten, ist auch der in Hagen aufgewachsene Schauspieler mit der Verpflichtung Magaths sehr einverstanden. „Was Besseres kann man sich für Schalke ja gar nicht vorstellen. Wenn man sich anschaut, wie die Mannschaft in Wolfsburg zusammengestellt hat, dann darf man von ihm Großes erwarten“, vermutet Lohmeyer, der derzeit im Schauspielhaus Bochum mit dem Stück „Menschen im Hotel“ auf der Bühne steht. „Er kann eine Truppe richtig am Leben halten, außerdem habe ich die Hoffnung, dass er den einen oder anderen Spieler mitbringt. Sascha Riether war ja schon im Gespräch. Wir brauchen aber vor allem einen kreativen Kicker wie Misimovic, denn ich kann dieses ewige Gerenne und Gekämpfe nicht mehr sehen“, gibt Lohmeyer zu.
Ralf Schmalfuß, der sich am Mittwoch vom 30 Kilometer entfernten Dinslaken zum Schalker Vereinsgelände aufmachte, äußert sich ähnlich. „Ich begrüße das sehr, denn Felix Magath hat eine beeindruckende Erfolgsgeschichte hinter sich“, sagt der Königsblaue. Auch wenn sich der gerade 105 Jahre alt gewordene Klub gerne volkstümelnd gibt und für seine Angestellten ein Höchstmaß an Identifikation mit den Schalker Farben einfordert, sei das für Magath kein Einstellungskriterium. „Es geht nicht darum, dass er zu den Menschen hier im Revier passt, sondern zu der Mannschaft“, betont Schmalfuß.
Jürgen Hanspaul aus Gelsenkirchen glaubt fast, dass die Schalker Mannschaft “untrainierbar” sei. “Wir hatten einen Neuling und Routiniers. Magath bringt eine Menge Erfahrung und vor allem die Haltung mit, dass er sich nicht reinreden lässt. Daran ist vieles gescheitert, dass manche Leute im Verein immer meinten sich einmischen zu müssen, obwohl sie keine Ahnung vom Fußball haben”, rechnet der Rentner mit Tönnies und dem S04-Präsidenten Josef Schnusenberg ab.
"Ober-Fan" Ralf Rojek.
Rolf Rojek ist als Fanbeauftragte des FC Schalke und Mitglied des Aufsichtsrats in einer zwiespältigen Situation. Künftig muss er über Magaths Wirken, der als Manager auch in den Vereinsvorstand aufrückt, wachen. „Von Neubarth bis Heynckes, also vom Nobody bis zum Welttrainer, hatten wir schon alles. Mir ist jeder Recht, der unseren Verein zum Erfolg bringt, Namen sind mir dabei egal“, meint Rojek. „Ich ziehe aber den Hut vor Magath, was er in Wolfsburg erreicht hat. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass so ein Plastikklub ohne jegliche Fankultur an der Bundesligaspitze steht.“
Für den 55-Jährigen wohl eben genau der Grund, um von der Autostadt in den Ruhrpott zu ziehen. Michael Eisenkopf, der vor 20 Jahre “der Liebe wegen” von Gelsenkirchen nach Lahnstein an den Rhein zog, knüpft in Magath gleich alle Erwartungen, die Schalke so verrückt und bisweilen chaotisch machen. „So schnell wie die leichte Euphorie nach dem Ende der Siegesserie verflogen ist, so sicher scheint auch, dass trotz reduzierter finanzieller Möglichkeiten spätestens mit dem Trainingsauftakt unter dem Meistertrainer auf Schalke wieder Meisterträume in unseren Köpfen spuken werden“, weiß Eisenkopf. „Perspektivisch zumindest sollte dann das Träumen auch wieder erlaubt sein.“
Lohmeyer, der aus zeitlichen Gründen erst zum letzten Saisonspiel gegen Hoffenheim wieder live in der Arena sein kann, glaubt vorsichtig an den großen Wurf. „Magath soll uns Fans die Lust am Fußball zurückgeben, das wird er mit seinem Gespür für die richtigen Spieler und disziplinierter Arbeit schaffen. Er war als Spieler Europapokalsieger und als Trainer Meister. Also, wer will so einem Mann etwas erzählen?“, gibt der Kultmime zu bedenken. „Mit ihm haben wir einen Fußballtrainer, der für dauerhaften Erfolg stehen kann und nicht nur für einen kurzen Aufwind wie unter dem jetzigen Trainertrio, das ohne Zweifel auch gute Arbeit leistet. Mal sehen, was in vier Jahren dabei herauskommt.“
Selbst „Messias“ Magath ist eben auch kein Garant für beständigen Erfolg. Das wissen die Verantwortlichen, und das wissen die Fans. 2013, so lange läuft Magaths Vertrag, wäre doch ein gutes Datum, um die Schale nach Schalke zu holen - und sich endgültig ein Denkmal zu bauen.