Zu sagen, Temme erlebe eine turbulente Saison, wäre eine Untertreibung. Westfalia Herne startete schlecht in die Saison. Unruhe kam spätestens auf, als bekannt wurde, dass der Klub vor der Insolvenz steht. Im Herbst des vergangenen Jahres war das. Mannschaftskapitän Temme meldete sich immer wieder mit Statements zu Wort. "Das war für den gesamten Verein einfach sehr schade", erinnert er sich.
Temme bekam das Okay vom Verein, ging im Winter zum Regionalligisten Wuppertaler SV, doch spielen sollte der 23-Jährige nie für die Bergischen. Der Wechsel zerschlug sich. "Das passte irgendwie zu dieser gesamten Saison", so Temme lakonisch.
Er kehrte zurück ans Schloss Strünkede. Dort stand fest, dass der Westfalia neun Punkte abgezogen werden, es aber in der Oberliga Westfalen weitergehen kann. Eine handvoll Spiele im Oberliga-Abstiegskampf im neuen Jahr, dann kam Corona und zwang den Fußball zu pausieren.
Temme will sich mehr auf den Beruf konzentrieren
"Ich glaube nicht, dass es in dieser Saison noch einmal weitergeht", meint Temme. Die Westfalia könnte von einem Saisonabbruch profitieren, rein theoretisch zumindest. Dann würde sie die Klasse halten. Herne ist Tabellensechzehnter. Einen Platz, einen Punkt vor den Abstiegsrängen. Dass Herne der Klassenerhalt auch über den normalen Weg, sprich über die verbleibenden Spiele, gelingen würde, davon ist Temme überzeugt.
Egal wann und in welcher Liga es für den Traditionsverein Herne weitergeht - er muss ab der neuen Saison ohne Temme planen. Im vergangenen Jahr gründete dieser mit seinen Brüdern zwei Firmen. Temme, der immer wieder Angebote von Regionalligisten bekam, will sich mehr auf seinen Beruf fokussieren. Zudem verlässt mit Ricardo Seifried ein guter Freund von Temme den Klub. Der Stammtorwart geht zum TuS Bövinghausen.
"In Zukunft hätte ich weniger Zeit für Fußball. Einmal in der Regionalliga zu spielen, wäre schön. Aber das Ziel habe ich erstmal nicht mehr", so Temme. Ein bisschen Wehmut klingt mit. Es sei allerdings eine wohlüberlegte Entscheidung.
Der Kapitän dankt Trainer Knappmann
Trotzdem will er weiter kicken. Für einen neuen Klub, ein neues Kapitel. In Herne übernahm Temme, der in der Jugend beim VfL Bochum und dem MSV Duisburg spielte, früh Verantwortung, wurde Kapitän. "Knappi (Christian Knappmann, Trainer Hernes, Anm. d. Red.) hat mich sehr geformt", ergänzt Temme. "Für die neue Saison werde ich mich aber anders orientieren."
Nach vier Jahren endet Temmes Zeit beim SCW. Nach über 100 Pflichtspielen für die Westfalia hat er einen Wunsch. "Es wäre cool, wenn ich hier einen vernünftigen Abschied hinbekommen könnte", so Temme - trotz Corona.
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