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Glaubenskampf statt Selbstzerfleischung

S04-Blog: Glaubenskampf statt Selbstzerfleischung
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Im Moment ist es nicht gerade die pure Freude, sich als Königsblauer zur Situation des FC Schalke 04 äußern zu müssen. Die Aufbruchstimmung der vergangenen Saison hat sich binnen weniger Monate in Nichts aufgelöst.

Vom gefeierten Vizemeister zur belächelten Null-Punkte-Nummer. Schlimmer noch, die Liste der abzuarbeitenden Baustellen wird länger und länger. Es hat fast den Anschein, als habe der angeblich so dringend notwendige Umbruch eher neue Probleme geschaffen, als alte Schwachstellen zu beheben. Genau genommen kann ich noch nicht einmal ansatzweise erkennen, wie und wo sich beim S 04 überhaupt irgendetwas positiv verändert haben sollte.

Kohle unter unseren Füßen - der Schalke-Fanblog:

Das erste Spiel „seiner“ Schalker hat Thorsten Lueg 1972 in der alten Glückauf-Kampfbahn verfolgen können - und dann auch noch gleich das legendäre Pokalhalbfinale gegen den 1.FC Köln. Seit dieser Zeit hat er fast sämtliche Heimspiele des S04 vor Ort miterlebt. Ein Dauerkartenplatz in der VELTINS-Arena und der Besuch möglichst vieler Auswärtspiele runden die nackten Zahlen seines heutigen Fanlebens ab. Doch seine Vita weist Unstimmigkeiten auf. Im äußersten Nordwesten Dortmunds geboren, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Borsigplatz entfernt zur Penne gegangen, das Geld fürs Studium als Taxifahrer auf den nächtlichen Straßen der Westfalenmetropole verdient, ist die verbotene Stadt für den heute in Essen lebenden Revierbürger stets die heimatliche Scholle geblieben - aber auch der beste Grund, mit ganzem Herzen königsblau zu denken und zu träumen. Einen größeren Beweis für seine Liebe zum FC Schalke 04 kann es nicht geben!

Verändert hat sich indes bereits einiges. Dass nach den vom Hauptsponsor präsentierten Eckstößen neuerdings jede Abseitsentscheidung von nervigen Werbeclips auf dem Videowürfel begleitet wird, ist dabei noch das geringste Übel. Die Verköstigung in der Arena ist teurer geworden, die Eintrittspreise sind gestiegen, die Personalpolitik auf und neben dem Platz gleicht einem absurden Menschenhalma. Fans werden nach gut und böse sortiert und sollen sich anschließend doch wieder gemeinsam hinter eine Mannschaft stellen, die keine ist. Und über allem schwebt Felix Magath, der uns mit einer abstrakten Meisterschaftsvision die spürbaren Schmerzen des von ihm eingeleiteten Strukturwandels schmackhaft machen will.

Strukturwandel? Da war doch mal 'was. Richtig! Schalke liegt in Gelsenkirchen, Gelsenkirchen in einer Region namens Ruhrgebiet. Hier erleben wir seit rund vier Jahrzehnten, wie sich ein sogenannter Strukturwandel auswirkt. Hier erleben wir, dass sich die Arbeitslosenquote trotz neuer „Strukturen“ verdreifacht hat. Nein, ich will nicht politisieren. Ich will nur ganz dezent darauf hinweisen, wohin der devote Glaube an das Funktionieren erzwungener Veränderungen führen kann, auch und gerade hier im Revier.

Die schwattgelben Amorosos, Evanilsons und Rosickys von gestern sind die königsblauen Rauls, Huntelaars und Jurados von heute. Ehrlich gesagt möchte ich gar nicht wissen, wie sich ein derart erkaufter Meistertitel anfühlt. Zur Zeit fühle ich lediglich ein tiefes Unbehagen über die Eiseskälte, mit der ein gewisser Potentat in Schalker Diensten gleich Dutzende von Spielern wie Schlachtvieh durch sein persönliches Tauglichkeitsraster schleust und obendrauf noch jüngst erklärt, dass solche Fußballfans gerne zu Hause bleiben dürften, denen die Preisgestaltung des Vereins nicht in den Kram passe.

Über diese Philosophie will ich jetzt lieber nicht intensiver nachdenken. Ich könnte sonst noch Probleme bekommen, mich auf das bevorstehende Derby einzustimmen. Denn am Sonntag müssen ab 17:30 Uhr alle Querelen vergessen sein! Der Glaubenskampf im Revier duldet keine Selbstzerfleischung. Für meinen Verein werde ich mir die Seele aus dem Leib brüllen, vielleicht sogar lauter als üblich. Vielleicht sollten wir Königsblauen einfach alle zusammen ein bisschen träumen und uns vorstellen, welche Signalwirkung von einem Derbysieg ausgehen kann.

Das wäre nämlich genau die Einstellung, die uns schon Schlimmeres hat überstehen lassen – gemeinsam!

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