Zwei emotionsgeladene Derbys bestimmen den Bundesliga-Sonntag: Die Duelle Schalke gegen Dortmund und St. Pauli gegen den Hamburger SV stellen das Heimspiel von Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Nürnberg eindeutig in den Schatten.
Ausgerechnet mitten in der Krise steht das Derby vor der Tür. Selten war die Lage beim Fußball-Vizemeister Schalke 04 so prekär vor dem Klassiker gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund, doch die 136. Auflage kommt Felix Magath gerade recht - behauptet er jedenfalls. "Es ist egal, wer oben und wer unten steht. Im Derby müssen wir sowieso immer gewinnen", sagte der Trainer und Manager der schwächelnden Königsblauen vor dem Duell mit dem westfälischen Nachbarn am Sonntag (17.30 Uhe/Sky und Liga total! live): "Deshalb kommt das Derby genau zur richtigen Zeit."
Ganz andere Sorgen haben die Hamburger Rivalen. Vor dem 15. Duell zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV seit der Bundesliga-Gründung am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liga total! live) steht das Thema Sicherheit im Mittelpunkt. Nach dem Überfall einer Handvoll Gewalttäter aus dem HSV-Umfeld auf Pauli-Fans vor vier Wochen übten beide Klubs demonstrativ den Schulterschluss - in der Hoffnung auf ein friedliches Derby am Millerntor. Eindeutig im Schatten steht am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und Liga total! live) die Partie von Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Nürnberg.
Nach vier Niederlagen in Folge, dem schlechtesten Bundesliga-Start seit der Abstiegssaison 1987/88 und dem verpatzten Champions-League-Auftakt hofft Magath auf Wiedergutmachung im wichtigsten Spiel des Jahres. Was im Falle einer weiteren Niederlage passieren könnte, darüber will er gar nicht nachdenken. "Warum soll ich mich mit Eventualitäten beschäftigen? Es geht auch danach weiter", sagte er.
Noch einmal verteidigte "Felix allmächtig" seinen radikalen Umbruch auf Schalke mit 15 Ab- und 14- Zugängen für 37 Millionen Euro. "Es gab für mich keine Alternative", betonte Magath und fügte mit Blick auf den Fehlstart an: "Ich denke in einem größeren Zeitraum." Von der Qualität der runderneuerten Mannschaft ist er weiterhin überzeugt, "nur kann sie das im Moment nicht umsetzen."
Den Gegenentwurf zum Schalker Totalumbau präsentiert der BVB. Die junge, gewachsene und nur gezielt ergänzte Mannschaft hat einen starken Saisonstart mit sechs Siegen in sieben Pflichtspielen hingelegt. Kein Wunder, dass sie vor dem Duell vor Selbstbewusstsein strotzt. "Wir sind gerüstet für das Derby. Die Schalker werden unser Spiel ganz genau beobachtet und gesehen haben, wie stark die Dortmunder Mannschaft im Moment ist", sagte Kapitän Sebastian Kehl, der beim 4:3 bei Karpaty Lwiw in der Europa League einen Riss im Sehnenansatz des linken Hüftbeugemuskels erlitt und mindestens zwei Monate ausfällt.
In Hamburg hätten sie ein Vielfaches der 25.000 Tickets verkaufen können. Allein beim Public Viewing in der HSV-Arena wird die gleiche Zahl von Fans erwartet. Und damit alles ruhig bleibt, haben sich die Stadtrivalen gemeinsam für ein friedliches Derby stark gemacht. Zwei Tage vor ihrem ersten Bundesligaduell seit achteinhalb Jahren machten die Klubs noch einmal deutlich, dass für Hass und Brutalität rund um das Spiel kein Platz ist.
Erstmals überhaupt in der Bundesliga-Geschichte treffen die Lokalrivalen dabei am Millerntor aufeinander. In den vergangenen Jahrzehnten war mach auch Kapazitäts- und Sicherheitsgründen stets in größere HSV-Stadion im Hamburger Volkspark ausgewichen. "Dieses Derby im eigenen Stadion haben wir uns in den letzten Jahren hart erarbeitet. Wir werden dieses Spiel genießen", kündigte St. Pauli-Coach Holger Stanislawski an.