Entschlossenen Schrittes stapfte Thorsten Möllmann nach dem Abpfiff an der Seitenlinie des Spielfeldes entlang und trat vor die Kameras. „Habt ihr gesehen, wer in diesem Jahr aufsteigt? Nur der SC 1920!“, posaunte Möllmann nach dem 1:0-Erfolg seines SC 1920 Oberhausen bei den Sportfreunden Königshardt in die Mikrofone. Der exzentrische Trainer hat mit seinen vollmundigen Aussagen in den vergangenen Wochen dafür gesorgt, dass dem Bezirksliga-Derby ein professionelles Flair verliehen wurde.
Die Redaktion der ARD-Sportschau wurde nach dessen großspurigen Bekundungen gegenüber dem RevierSport auf ihn aufmerksam und sandte ein Kamerateam in Richtung Oberhausen-Königshardt aus, um dem Sprücheklopfer auf Schritt und Tritt zu folgen. Am kommenden Dienstag darf Möllmann nach dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft sogar in der Sportschau zu Wort kommen. Dort soll der Oberhausener Linienchef vor einem bundesweiten Fernsehpublikum in illustrer Gesellschaft über die Trainer-Typen dieser Fußball-Welt philosophieren. RevierSport sprach bereits im Vorfeld mit Möllmann über den Hype um seine Person. Dabei bekräftigt er erneut seine ehrgeizigen Pläne bezüglich der Aufstiegsfeier und gewährt einen interessanten Einblick in sein Eheleben.
Thorsten Möllmann, wie haben Sie den Rummel um Ihre Person an diesem Nachmittag empfunden? Während eines Spiels lasse ich mich durch nichts ablenken. Das war überhaupt kein Problem für mich. Möglicherweise hat das bei meiner Mannschaft eine Rolle gespielt, denn in der ersten Halbzeit lief es nicht gut. Ich habe einfach mein Ding gemacht und war 90 Minuten unter Strom. Rechts und links ein paar dumme Sprüche verteilen und selber welche kassieren gehört für mich immer zum Fußball dazu. Da ist mir dann auch egal, ob Kameras vor Ort sind oder nicht. Nach der Partie ist alles wieder vergessen.
Hätten Sie jemals damit gerechnet, dass ihre Aussagen derart hohe Wellen schlagen würden? In der Welt ist doch nichts mehr los. Große Sprüche liefert im Fußball fast niemand mehr. Also muss das mal ein Bezirksliga-Trainer aus Oberhausen erledigen. Ich habe schon als Spieler davon geträumt, mal in die Sportschau eingeladen zu werden. Leider war ich dafür zu langsam und nicht gut genug. Allerdings bin ich der Meinung, dass es nicht viele gute Trainer gibt. Dazu habe ich eine erfolgreiche Mannschaft und lasse gerne mal ein paar Sprüche los. Das ist für die Medien natürlich interessant. In der Sportschau wird es mit mir sicher nicht langweilig werden.
Kritische Stimmen gegen Ihre Person hat es auch gegeben. Warum haben Sie sich auf diese Weise aus dem Fenster gelehnt? Ich habe eine hervorragende Mannschaft und bin davon überzeugt, dass wir aufsteigen. Das ist meine Meinung und warum soll ich diese nicht äußern dürfen? Von unserem Weg wird uns niemand abbringen. Ich verstehe auch nicht, warum sich die Leute darüber aufregen. Ich will als Trainer jedes Spiel gewinnen also sage ich das auch so. Wenn die anderen Vereine das anders sehen, sollen sie uns doch schlagen. Aber das hat noch keiner geschafft, weder im Pokal noch in der Meisterschaft. Also werde ich meine Meinung auch nicht ändern. Bei mir prallt alles ab und jeder, der etwas dagegen einzuwenden hat, bekommt einige passende Kommentare zurück.
Es gibt allerdings auch Stimmen, die Ihnen vorwerfen, dass Sie während des Spiels ausfallend werden und Ihre Gegner beleidigen. Ich beleidige grundsätzlich niemanden unter der Gürtellinie. Bis zu einem gewissen Grad lasse ich immer einige Sprüche los. Ohne geht es für mich im Fußball nicht. Das bleibt aber immer im Rahmen. Ich muss mir doch von Zuschauern und den Gegnern auch einiges anhören. Das ist mir aber total egal. Viel schlimmer ist es doch, wenn es auf dem Platz zu Gewalttaten kommt. An solchen Dingen habe ich mich noch nie beteiligt und das wird auch immer so bleiben.
Wie würden Sie sich als Trainer charakterisieren? Ich bin ein unnormal bekloppter Trainer. Wer geht denn schon während seiner eigenen Hochzeit zum Fußballspiel? Ich habe sechs Kinder und auch bei der Kommunion war ich immer auf dem Platz. Das würde niemand machen. Andere machen frei und schicken ihre Co-Trainer zum Spiel. Bei mir wird es das nicht geben. Es gibt keinen Grund, ein Spiel abzusagen.
Was hat denn Ihre Frau dazu gesagt, dass Sie während Ihrer Hochzeit den Sportplatz aufgesucht haben? Die war natürlich nicht begeistert, aber das ist nichts Neues für sie. Nach dem Standesamt ging es ab in die Gaststätte und dann war ich eben mal zwei Stunden weg. Ich bin mit meiner Frau seit 30 Jahren zusammen und sie macht das alles mit. Darauf bin ich sehr stolz. Sie ist übrigens die einzige Person, die mich auf den Boden der Tatsachen zurückbringen kann. Sie weiß, dass ich besessen bin vom Fußball. Vor allem kann ich nicht verlieren und deshalb gebe ich jeden Sonntag Vollgas. Wir werden ungeschlagen bleiben und aufsteigen. Das steht fest.
Und dann gibt es die spektakuläre Aufstiegsfeier, die Sie schon seit Saisonbeginn planen? Natürlich. Das habe ich jedem schon gesagt. Der Presse, den Zuschauern und meinen Spielern. Gegen unseren Aufstiegszug wird selbst der Kölner Karnevalszug ein Dreck sein. Das wird ein Spektakel, das mehrere Stunden andauern wird, da wir an allen Plätzen unserer Konkurrenten vorbeifahren werden. Der RevierSport ist natürlich herzlich eingeladen.