Kurz vor Weihnachten musste das Überraschungsteam der Liga, die Sportfreunde Siegen, ein echte Schocknachricht verdauen: Raphael Koczor, einer der Garanten für den starken sechsten Tabellenplatz des Aufsteigers, wird dem Team von Trainer Michael Boris auf unbestimmte Zeit fehlen.
Was war passiert? Unmittelbar nach einer geplanten Routine-Operation nach einem Leistenbruch Anfang Dezember kam es bei dem Schlussmann zu ernsten Komplikationen, die erneute operative Eingriffe erforderten. „Die Folgen waren schwerwiegend. Der Junge hat neun Kilo verloren und sein Leben war bedroht. Glücklicherweise ist das alles gut ausgegangen“, erzählt Boris und ergänzt: „Er bekommt von uns alle Zeit der Welt. ‚Rapha‘ soll richtig gesund werden und vielleicht kann er uns ja noch im März oder April weiterhelfen.“
33 (!) Zu-Null-Spiele
Dass sich Koczor trotz dieses gesundheitlichen Rückschlags um seine sportliche Zukunft keine Sorgen machen muss, ist nicht nur den Siegener Verantwortlichen bewusst. Denn mit 33-Zu-Null-Spielen – das saisonübergreifend gezählt – konnte sich Koczor auch für andere Vereine interessant machen. „Sein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2013. Danach wird allein er entscheiden, wohin sein Weg führen wird. Wir würden uns natürlich freuen, wenn er hier verlängert“, weiß Boris zu genau, dass sein Schlussmann Begehrlichkeiten geweckt hat. Diese Wertschätzung hat sich Koczor auch verdient, beziehungsweise hart erarbeitet. Der Keeper zählt zu den besten der Klasse, zeigt unglaubliche Reflexe, hat einen perfekten Abschlag und strahlt eine Ruhe aus, die sich auf die Abwehr überträgt.
Ruhe? „Ja, er hat sich unwahrscheinlich entwickelt und sein Image aufpoliert“, zieht Boris den Hut vor seiner als „Enfant terrible“ verschrieenen Nummer eins. Koczor selbst freut sich ebenfalls, dass sein Coach ihn etwas bändigen konnte: „Ich bin noch derjenige, der ich war, habe aber meine Aggressionen zurückgeschraubt und kenne meine Grenzen. Damals war ich wild im Kopf und bin auf die Schnauze gefallen, jetzt will ich aber nach oben.“ Dass Koczor das Zeug für höherer Aufgaben hat, steht für Boris außer Frage: „Er ist ein kompletter Torwart, der mindestens Zeitliga-Format besitzt.“
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