In akuter Abstiegsgefahr befindet sich der 1. FC Mülheim-Styrum aktuell. In Gruppe 6 der Bezirksliga Niederrhein liegt die Mannschaft auf dem fünft-letzten Platz. Das war nicht immer so, in den Zeiten des „Mülheimer Fußballwunders“ spielte der Verein zeitweise in der 2. Bundesliga.
Bevor der 1. FC Styrum überhaupt entstand, hatte er schon eine wahre Odyssee an Fusionierungen hinter sich. 1908 gründete sich der SV Viktoria Styrum, der vier Jahre später mit dem Unterstyrumer Ballspielverein fusionierte, um zum BV Viktoria Styrum zu werden. 1920 benannte sich der Verein um und hieß fortwährend Styrumer Spielverein. Auch dies hielt nur drei Jahre, denn im Januar 1923 schloss man sich mit dem Oberhausener SV 04 zur SpVgg Oberhausen und Styrum zusammen.
Dies wurde Mitte 1923 rückgängig gemacht, da die Styrumer sich nicht als Oberhausen anhängig empfanden und einen eigenen Verein wollten. Aus einem wurden also wieder zwei Vereine, nämlich ein gewisser Verein namens Rot-Weiß Oberhausen und eben der 1. FC Styrum.
In der Nachkriegszeit konnte der Verein schnell in die höchste Amateurklasse aufsteigen, allerdings schaffte er es lange nicht, sich die Niederrheinmeisterschaft zu sichern. Nach einem Abstieg in die Landesliga kämpfte der Klub um das sportliche Überleben, bis Albert Becker, ein Antennenbauunternehmer aus Essen, in der Saison 1967/68 das Traineramt übernahm.
Aufstieg in die 2. Bundesliga – das „Mülheimer Fußballwunder“ begann
Unter ihm begann ein Aufschwung, der zu einem Aufstieg im Jahre 1971 führte. Nur ein Jahr später wurde man dann auch endlich Niederrheinmeister und nahm an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga West teil. In Spielen gegen den Bonner SC, die Sportfreunde Siegen und den STV Horst-Emscher wurde der Aufstieg dann perfekt gemacht.
Was folgte, war das „Mülheimer Fußballwunder“. In der ersten Saison der Regionalliga West sprang trotz einer 1:10-Niederlage gegen Rot-Weiss Essen ein achter Platz heraus. In der nächsten Spielzeit führte Albert Becker, nach kurzem Gastspiel bei der SSVg Velbert, nach Mülheim zurück und führte die Mülheimer in die 2. Bundesliga – Blau-Weiß90 Berlin hatte verzichtet, womit der Weg für die dahinter platzierten Mülheimer frei war.
Ab der Saison nannte sich der Verein nur noch 1. FC Mülheim und erhielt ein zinsloses Darlehen der Stadt in Höhe von 160.000 D-Mark. Der Verein geriet zur Saison 1975/76 in finanzielle Schwierigkeiten und musste einige Leistungsträger abgeben. Demnach stieg man am Ende der Spielzeit dann auch ab. Das „Mülheimer Fußballwunder“ war Geschichte.
Finanziell am Ende – sportlicher Kollaps die Folge
Der Verein war kurz vor dem Ende, insgesamt fehlte die damals ungeheure Summe von 1,6 Millionen D-Mark. Die Mannschaft trat in der Verbandsliga an und stieg mit 9:55 Punkten (damals galt noch die Zweipunkte-Regelung) sang- und klanglos in die Landesliga ab. Zumindest wurde aber das Konkursverfahren abgeschlossen, der Verein blieb bestehen.
Albert Becker führte den Verein 1979 noch einmal in die viertklassige Verbandsliga, ab da ging es aber steil bergab. Zuletzt spielten die Mülheimer in der Kreisliga A, doch zum 100. Geburtstag des Vereins ging es zumindest wieder eine Liga hoch in die Bezirksliga. Dort kämpft die Mannschaft gerade um den Klassenerhalt.