Menschen unzähliger Nationen strömen zur Fußball-Europameisterschaft nach Deutschland. Sei es, um ihr Land zu unterstützen oder einfach, um mit anderen Völkern und Kulturen in Kontakt zu kommen. Beim FC St. Pauli scheint man das Konzept einer EM dagegen abzulehnen.
Denn am Millerntor-Stadion wurden, in Sichtweite zur Fanzone Hamburgs, große Transparente angebracht. "Vereinsliebe statt Vaterlandsliebe" war darauf etwa zu lesen. Oder: "Wer als Patriot*in losläuft, kommt als Faschist*in ins Ziel".
Einige polnische Fans nahmen sich das zum Anlass, um nachts ins Stadion einzusteigen und die Transparente zu entfernen. Von der Aktion wurde ein Video veröffentlicht. Fans von Resovia Rzeszów bekannten sich zu der Aktion. Als die polnische Nationalmannschaft am Sonntag, 16. Juni, gegen die Niederlande spielte, fehlte von dem "Vereinsliebe statt Vaterlandsliebe"-Transparent am Millerntor jede Spur.
Dass ein politisches Motiv hinter der Tat steckt, ist naheliegend. Der FC St. Pauli positioniert sich als Verein seit Jahren antifaschistisch, die Ultras ebenso. So schreibt etwa Ultra Sankt Pauli auf seiner Webseite:
"Dabei geht es gerade in der WM der Männer überhaupt nicht mehr um Fußball. Es ist ein kollektives Abfeiern und Fahnenschwenken im Sinne der Nation, völkisch motiviert. Anders lässt sich sogenanntes Public Viewing nicht beschreiben.
Der deutsche Fußball hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass Nationalismus zu einer salonfähigen Einstellung geworden ist. In diesem Zusammenhang ist aber auch die Funktion der Popkultur nicht zu unterschätzen. Auch bei der Siegerin des Eurovision Songcontest 2010, Lena Meyer-Landrut, zeigte sich wunderbar, wie ein medialer Nationalhype entsteht aufgrund eines internationalen Wettbewerbs. Lena wurde zur "Volks-Lena" hochgejubelt und somit Sinnbild für ein "neues, starkes Deutschland" (Bild). In "die tageszeitung" vom 1. Juni 2010 wird treffend bilanziert: "Dieser neue Hype um Lena beinhaltet auf subtile Art und Weise durchaus die Gefahr, als Nation besser sein zu wollen als andere. Damit geht auch die Gefahr einher, das Nationale zu einer gesellschaftlichen Kategorie zu machen, die wieder wichtiger wird."
Hierbei handelt es sich um einen Auszug eines Textes zu "Fussball und Nationalismus"