Pep Guardiola schwärmte ungeachtet seiner taktischen Fehlgriffe von einer "unglaublich" guten Leistung, doch Ilkay Gündogan ließ kein gutes Haar an Manchester City. "Das darf einer großen Mannschaft nicht passieren - und deswegen sind wir noch keine", schimpfte der Nationalspieler nach dem 0:1 (0:0) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Tottenham Hotspur. Während Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool nach dem 2:0 (2:0) gegen den FC Porto vom Halbfinale träumen darf, droht Titelrivale City das vorzeitige Aus. Mal wieder.
"Es ist ein Stück weit unser Schicksal, dass uns in wichtigen Spielen die Nerven flattern", sagte Gündogan: "Wir versuchen, das Besondere zu machen. Dabei ist weniger manchmal mehr." Auch wenn diese Kritik in erster Linie an die Mannschaft gerichtet war: Sie traf auch den Teammanager. Guardiola hatte sich mit seiner defensiven Taktik ohne die Tempomacher Kevin De Bruyne und Leroy Sane, die er viel zu spät (89.) brachte, verzockt.
Dazu kam der verschossene Handelfmeter von Sergio Aguero (13.), ein unnötiges Gegentor durch den Ex-Leverkusener und -Hamburger Heung-Min Son (78.) und eine seltsame Gehemmtheit. "Wir lassen uns von Negativereignissen viel zu weit zurückwerfen", sagte Gündogan. City sei im Aufbau "nicht mutig genug" gewesen, habe "viele einfache Fehler gemacht", sagte er. Und Pep? "Niemand hat gesagt, dass es einfach wird", meinte er lapidar, "wir müssen im Rückspiel zeigen, was wir können".
Das muss auch Liverpool, davon ist Klopp nach wie vor überzeugt. "Es ist noch nicht entschieden", sagte er mit Blick auf das zweite Duell am Mittwoch, "wir müssen da hinfahren und kämpfen. Porto wird alles geben, um nochmal zurückzukommen."
Für sein Team war Klopp voll des Lobes. Es gebe "nichts zu kritisieren", sagte er. Die früheren Bundesliga-Stars Naby Keita (5.) und Roberto Firmino (26.) hätten "zwei wunderschöne Tore" erzielt, der Sieg sei "zu 100 Prozent verdient" gewesen, das Ergebnis "sehr, sehr gut". Was er nach seinem 400. Pflichtspielsieg als Trainer verschwieg: Die Reds hatten jede Menge Glück.
Glück, dass der Videoassistent beim Handspiel von Trent Alexander-Arnold (30.) nicht auf Elfmeter entschied - der Ball soll bereits im Aus gewesen sein. Und Glück, dass Stürmerstar Mohamed Salah bei seinem Tritt gegen Danilo Pereira (84.) nicht vom Platz flog. "Danilo muss Gott danken, dass sein Bein nicht gebrochen ist", schimpfte Portos Präsident Pinto da Costa. Salah sah nicht mal Gelb.
Ebensowenig wie Citys Fabian Delph bei seinem Foul an Spurs-Star Harry Kane, der sich dabei erneut am Knöchel verletzte. "Das ist sehr, sehr traurig", sagte Tottenhams Teammanager Mauricio Pochettino, "er wird uns fehlen - vielleicht für den Rest der Saison." Übeltäter Delph musste sich kurz vor Spielschluss eines Flitzers erwehren, Kane verließ das Stadion auf Krücken.
Dass Son mit seinem 18. Saisontreffer für den verletzten Anführer einsprang, war ein weiterer Schlag in Guardiolas Gesicht: Er hatte die Spurs einst als "The Harry-Kane-Team" verspottet.
"Wir haben große Qualität gezeigt, mit diesem Spirit ist alles möglich", sagte Tottenham-Coach Mauricio Pochettino. Für Son gab es ein Sonderlob: "Er lächelt immer, hat die richtige Einstellung und das Talent. Wenn es einer verdient, dann er." sid