Dem Aufsichtsrat des FC Schalke 04 gehört ein Vertreter des Hauptsponsors Gazprom an. Auch in Borussia Dortmunds Kontrollgremium sitzt ein Entsandter des Hauptsponsors Evonik. Bayern Münchens Aufsichtsrat besteht fast ausschließlich aus Wirtschaftsbossen, deren Unternehmen große Anteile an der AG erworben haben. Es ist also normal, dass Geldgeber mitreden wollen. In gewissem Rahmen.
Beim Hamburger SV ist alles anders. In seiner Not hat sich der Verein an den milliardenschweren Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne gekettet. Der 80-Jährige hat seit 2010 mehr als 100 Millionen Euro in seinen Lieblingsklub investiert. Er nahm sich deshalb stets das Recht heraus, polternd über Verantwortliche herzuziehen, auch Entlassungen von Trainern und Funktionären zu fordern.
Weil es sportlich immer noch nicht aufwärts geht, greift der Minderheitsaktionär jetzt ganz unverblümt nach der Alleinherrschaft: Er droht mit dem Ende seiner Zuwendungen, wenn nicht ein komplett mit Personen seines Vertrauens besetzter Aufsichtsrat gewählt und der aktuelle Vorstand abgesetzt wird. Gesetze der Liga sehen anderes vor
Das zeigt: Der HSV hat sich verkauft. Lässt er sich auf Kühnes Machtspiel ein, übergibt er die Führung über Umwege komplett einem Investor. Die Gesetze der Liga sehen anderes vor. Aber die werden ja auch in Hoffenheim und Leipzig gebogen. Im Gegensatz zu diesen Emporkömmlingen wird dem HSV vieles verziehen, weil es sich um einen Traditionsklub handelt. Dabei ist es einfach nur beschämend, was sich dort gerade wieder abspielt.