Das nennt man wohl zweiter Bildungsweg. Als Spieler träumte Daniel Koseler wie viele seiner Mannschaftskollegen von einer Karriere als Profifußballer. Und die Zeichen standen gut. 2015 wurde der heute 28-Jährige zusammen mit Leroy Sané und Thilo Kehrer mit dem FC Schalke 04 Deutscher Meister bei den U19-Junioren.
Danach wurde er in die U23 des Klubs übernommen, die damals noch nicht so durchlässig nach oben war, wie heute, spielte für den S04 in der UEFA Youth League. Koseler reiste mit den Profis ins Trainingslager. Ein Wechsel nach Polen scheiterte, Verletzungen kamen hinzu und letztlich klappte es nicht mit dem ganz großen Wurf. "Ich war wohl auch zu verbissen, wollte es erzwingen", sagt Koseler heute über die Zeit.
Er wechselte zum TSV Marl-Hüls. Zwischendurch verlor Koseler beinahe die Lust am Fußball. Über den FC Marl kam er 2020 zu Vestia Disteln in die Bezirksliga. 2022 hatte der Sportliche Leiter Martin Schmidt die Idee, Koseler zum Spielertrainer zu machen.
Koseler, gerade einmal 26 Jahre alt, kontaktierte seinen alten U19-Trainer und Förderer Norbert Elgert. Er fuhr zu ihm nach Gelsenkirchen aufs Berger Feld. "Ich bin in die Kabine gegangen und wir haben uns ausgetauscht. Er hat mir Mut gemacht und Tipps gegeben. Für seinen Rat bin ich ihm sehr dankbar", verrät Koseler. "Er ist immer für seine ehemaligen Spieler da. Allein schon zu wissen, dass ich ihn anrufen kann, wenn ich Unterstützung brauche, gibt mir viel Kraft."
Was folgte, ist sensationell. Zunächst stieg Koseler mit seiner Mannschaft in die Landesliga auf. Und nun gab es mit dem 6:1 im Entscheidungsspiel gegen die TSG Dülmen den zweiten Aufstieg hintereinander und den Durchmarsch in die Westfalenliga zu bejubeln. Ab der kommenden Saison ist der SV Vestia Disteln erstmals in seiner langen Geschichte Sechstligist. "Trotz acht Niederlagen in der Rückrunde haben wir es im Endeffekt geschafft, den Verein auf die Fußballlandkarte zu bringen. Das war unser großes Ziel. Unsere Geduld hat sich ausgezahlt", freut sich Koseler.
Nebenbei erwarb der Verteidiger auch die B-Lizenz, kann also jetzt schon Vereine bis Oberliga trainieren. Sein nächstes Ziel: Die A-Lizenz. Und der Klassenerhalt mit Disteln. Denn in der kommenden Saison will Koseler auf jeden Fall bei dem Hertener Verein bleiben. "Unser gemeinsames Projekt und die Entwicklung der Mannschaft und des Vereins ist noch nicht zu Ende erzählt", ist sich Koseler sicher. "Aber wir müssen in der kommenden Saison von der Mannschaft über den Verein bis hin zur Infrastruktur die nächste Stufe nehmen."
Koseler selbst wird als Spielertrainer auch im nächsten Jahr weiterhin selbst auf dem Platz stehen. Aber natürlich schielt er irgendwann auch auf eine neue Herausforderung. Längst gilt er als eines der größten Trainertalente der Region. "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mich mittelfristig eine Tätigkeit zum Beispiel in einem Nachwuchsleistungszentrum nicht interessieren würde. Schließlich durfte ich in der Knappenschmiede selbst miterleben, wie professionell dort gearbeitet wird", erklärt Koseler. Aber das sei, wenn überhaupt, Zukunftsmusik. Denn wenn er aus seinem eigenen Werdegang eins gelernt habe, dann ist das Demut.
Aktuell gilt seine ganze Konzentration dem Abenteuer Westfalenliga mit dem SV Vestia Disteln. Koseler: "Ich bin sicher, dass wir auch dort mithalten können. Wir sind keine Hobby-Truppe."