RevierSport sprach mit Trainer André Pawlak über die Gründe und Auswirkungen des aktuellen Höhenflugs der 09er.
André Pawlak, nach dem Spiel gegen den BV Brambauer sagten Sie: „Wir haben einen Plan und den setzen wir von Spiel zu Spiel um.“ Um welchen Plan handelt es sich dabei?
Pawlak: Der Plan ist, das Spiel zu gewinnen (lacht). Der konkrete Plan sieht in jedem Spiel dann aber immer wieder etwas anders aus. Bisher beherzigen die Spieler das sehr gut, sie halten sich sehr genau daran, was wir ihnen vor dem Spiel an die Hand geben.
Sie finden aber immer noch Ansatzpunkte für Kritik – zum Beispiel in Sachen Chancenauswertung.
Ich bin eigentlich kein Typ, der sagt: 'Ich bin nie zufrieden!' Es gibt in unserem Spiel aber noch Situationen, die man besser machen kann. Wir kommen noch in gewisse Schwierigkeiten, zum Beispiel, in dem wir gegnerische Freistöße in Tornähe provozieren. So sind wir dann in Brambauer in Rückstand geraten. Machen wir das besser, gehen wir vielleicht in Führung. Aber ich bin ja da, um solche Fehler anzusprechen.
Sie müssen auch die Spieler bei Laune halten, die zur Zeit hintendran sind. Wie gelingt Ihnen das?
Von Spieler 1 bis 25 ziehen im Moment alle hervorragend mit. Es hat keiner das Gefühl, außen vor zu sein. Wir haben diese Konkurrenzsituation schon vor der Saison angekündigt und nun ist sie eingetreten, es kann sich also keiner beschweren. In den Pokal- und Testspielen lasse ich aber eigentlich immer eine komplette andere Formation auflaufen, damit alle mal zum Einsatz kommen. Dazu gibt es Mannschaftsabende und das gemeinsame Essen nach den Spielen. Jetzt gehen wir gemeinsam Kart fahren. Bei diesen Gelegenheiten merkt jeder einzelne, dass er Teil des Teams ist. Wir haben intern überhaupt keine Unruhe - was zeigt, dass die Truppe charakterlich einwandfrei ist.
Und die Zugänge haben richtig eingeschlagen, oder?
Wir haben uns nicht mit einem Einzigen vertan, so viel lässt sich jetzt schon festhalten. Es gibt keinen, von dem man sagen müsste, dass er ein Fehlgriff war. Milko Trisic hat überragende Fähigkeiten, David Zajas ist unser Denker und Lenker, Kevin Brümmer hat enormes Potenzial. Aber eigentlich möchte ich keinen herausheben. Das Kollektiv ist so stark, dass jeder seine individuelle Klasse aufblitzen lassen kann.
Verdient Vaidas Rocys trotzdem besondere Erwähnung?
Ja, denn er musste den größten Sprung machen, schließlich kam er aus der Bezirksliga. Da hat er 30 Tore gemacht, das ist aber auch eine Hypothek gewesen, denn im Umfeld erwarten dann viele, dass es auch zwei Ligen höher so weiter geht. Das ist aber nicht der Fall.
Woran zeigt sich, dass der Funke auf das Umfeld übergesprungen ist?
Zuerst natürlich anhand der Zuschauerzahlen. Gegen Oestrich hatten wir über 600 Zuschauer, davon waren fünf aus Oestrich. Wattenscheid ist ein Traditionsverein, hier schlummert ein sehr großes Potenzial und jetzt sieht man, dass sich etwas bewegt. Es gibt neue Sponsoren und die Arbeit im Hintergrund läuft auch außerordentlich gut. Das alles sollte die Spieler zusätzlich motivieren. Jetzt gibt jeder zehn Prozent mehr, denn er weiß: Wenn wir gut spielen, dann geht es so weiter. So etwas wie die Humba, die wir nach den letzten Siegen dann mit mehreren hundert Fans gemacht haben, das ist schon etwas Besonderes. Dass hier so etwas möglich ist, muss ich jetzt der Mannschaft nicht mehr erzählen - es ist auf die Mannschaft übergegangen.
Wohin kann diese Euphorie noch führen?
Für uns ist jedes Spiel ein Endspiel. Wir weichen von unserem vor der Saison formulierten Ziel nicht ab, und das ist die Oberliga-Qualifikation. Ich habe Platz eins bis fünf ausgegeben, das schließt Platz eins aber eben auch nicht aus. Erstmal wollen wir 60 Punkte, wenn wir die haben und wir die Möglichkeit haben, uns für die Regionalliga-Relegation zu qualifizieren, sind wir gerne dabei.