Das relativ klare Ergebnis täuscht allerdings ein wenig. Denn ein Spaziergang war die Partie in Witten für die Bördeling-Elf nicht. Die Herbeder, mit einem „defensiven 4-3-3 System“ (O-Ton Jörg Silberbach) angetreten, leisteten nämlich viel Laufarbeit und machten dadurch die Räume im Mittelfeld so eng, dass man phasenweise glaubte, sie hätten einen Mann mehr auf dem Feld.
In gescheite Offensivaktionen umsetzen konnten sie diese gefühlte numerische Überlegenheit aber nie. Das war auch Trainer Jörg Silberbach nicht entgangen, wie er hinterher bestätigte: „Wir konnten uns im Mittelfeld nie entscheidend durchsetzen, der letzte Pass fehlte immer wieder“. Dennoch war die Heimelf nicht chancenlos.
Denn nachdem Daniel Schaffer, durch einem Patzer von Daniel Hain begünstigt, clever das 0:1 markierte (29.), ließen die Gäste die Zügel etwas schleifen, gönnten sich mit der Führung im Rücken eine Verschnaufpause – und fingen sich prompt den Ausgleich durch Herbedes Besten Marvin Rathmann (43.). Eigentlich hätte es durch diesen Treffer aber schon 2:1 stehen müssen, denn drei Minuten früher tauchte SVH-Sturmspitze Andre Seifert völlig frei vor dem Gästegehäuse auf, konnte den Ball aber aus fünf Metern nicht über die Linie bringen. „Da haben wir natürlich mächtig Dusel gehabt“, bilanzierte BVB-Coach Dirk Bördeling.
Im Anschluss an den Seitenwechsel sah es dann lange nach einer Punkteteilung aus. Das Tempo war jetzt – sicher den heißen Temperaturen geschuldet – nicht mehr so hoch und beide Teams neutralisierten sich praktisch.
Doch dann der nächste Klops in der Herbeder Abwehr: Einen Freistoß aus von Thorsten Nitsche konnte Elvedin Joldic völlig unbedrängt zur erneuten BVB-Führung über die Linie drücken (78.). „Lange haben wir die Partie offen gehalten“, schüttelte Jörg Silberbach mit dem Kopf, „doch wenn man solche Fehler macht, verliert man eben.“
Eigentlich wäre hier alles gesagt. Doch das 1:3 durch Osman Kumac verdient, nicht nur wegen der Chronistenpflicht, Erwähnung. Ursprünglich wollte er wohl nur Zeit gewinnen mit seinem Solo gegen drei Herbeder, doch dann sah er die Chance sich auch noch einen Freistoß in aussichtsreicher Position zu ergattern. War das Dribbling schon sehenswert, der anschließende Freistoß toppte es um Längen. Aus 18 Metern schaufelte Kumac das Leder über die Mauer unhaltbar in den Winkel und zurrt so endgültig den Sieg für seine Farben fest.