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Hülsmann-Interview
"Harakiri kann es nicht mehr geben"

RWE: Christian Hülsmann im Interview
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RS sprach mit Stadtdirektor Christian Hülsmann über finanzielle Probleme bei Rot-Weiss Essen, die Stadionproblematik und Perspektiven des Regionalligisten.

Trotz des sportlichen Aufwärtstrends schwebt noch immer das Damoklesschwert eines drohenden Finanzkollaps über dem RWE-Vereinsgelände. Ein Etatloch von zwei Millionen Euro und Warnsignale der Düsseldorfer Bezirksregierung, die offenbar nicht gewillt ist, den Stadionbau ohne Weiteres abzunicken. Grund genug, mit Stadtdirektor Christian Hülsmann über die Entwicklung der letzten Wochen zu sprechen.

Während die Abrissarbeiten am Georg-Melches-Stadion laufen, hat die Bezirksregierung in Düsseldorf mahnend den Finger gehoben. Ist der Neubau in Gefahr?

Das ist kompliziert zu erklären. Es geht bei der ganzen Sache um das Haushaltssicherungskonzept. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise drohen der Stadt geringere Steuereinnahmen und höhere Sozialleistungen. Dadurch könnte der Eigenkapitalverzehr und die Überschuldung bereits früher als prognostiziert eintreten. Für diesen Fall würde für den Haushalt von der Landesregierung die nächste Sanktionsstufe in Kraft treten. Das gilt immer für drei Jahre im Voraus. Eigentlich war es für 2016 kalkuliert, in Düsseldorf hat man die Sorge, dass es schon 2011 eintreten könnte. Dann müsste man sich jeden Kredit von der Bezirksregierung einzeln genehmigen lassen. Die Berechnungen sind aber erst Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres fertig.

Christian Hülsmann.

Und Darlehen für den Stadionbau dann möglicherweise nicht mehr drin?

Der Brief von der Bezirksregierung hat uns etwas ratlos zurückgelassen. Wir haben den Bau mit Regierungspräsident Jürgen Büssow persönlich durchgesprochen und uneingeschränkt grünes Licht bekommen. Wenn wir jetzt dort hineingeraten sollten, hieße das auch nicht, dass das Projekt gestoppt würde, sondern lediglich, dass wir miteinander reden müssen. Das würde übrigens nicht nur das Stadion, sondern 40 bis 50 Projekte betreffen.

Dennoch wäre das Stadion dann eventuell gefährdet, oder?

Mir fehlt im Moment die Vorstellungskraft, dass man ein laufendes Bauprojekt einfach anhält. Dieser Stadion-Torso ist doch gar nicht mehr tauglich für den Spielbetrieb. Wenn wir alles liegen lassen würden, käme der DFB und würde die Lizenz entziehen. Hinzu kommt, dass die Haupttribüne ja nicht nur vermutlich marode ist, sondern dass wir nur noch grünes Licht bis Mitte nächsten Jahres haben. Die bricht uns in nicht allzu ferner Zeit zusammen oder wir müssten zumindest das Dach abnehmen. Hätten wir ein intaktes Stadion würde ich sagen, warten wir mal ab bis die vernünftig spielen. Doch so braucht es einfach ein neues Stadion. Wir machen ja auch fürs Erste gar nicht den Endausbau, sondern das Ziel ist es erstmal, die vier Tribünen komplett zuende zu bauen. Jetzt können wir nicht mitten im Strom die Pferde wechseln.

Zusätzlich klafft ein beträchtliches Finanzloch im Vereinshaushalt. Sind die fetten Jahre vorbei?

Wir müssen seitens des Vereins Bemühungen erkennen, dass Einnahmen und Ausgaben im Lot bleiben. Das bedeutet, dass Einsparmaßnahmen auch schon in dieser Saison durchgeführt werden müssen. Die Zeiten, wo man sagt "wir hauen mal richtig auf die Pferde" sind jedenfalls vorbei. Harakiri kann nicht mehr sein. Wir haben ja gesehen, wo das hinführt. Ich zitiere mal Hans-Joachim Watzke, der auf der Sponsoren-Veranstaltung vor der Saison erklärt hat, wie Borussia Dortmund sich konsolidiert hat: "Wir haben nicht mehr ausgegeben, als wir eingenommen haben." Es geht um solide Buchhaltung, man kann nur Geld ausgeben, das man sicher hat und nicht irgendwelches, das man während der Saison wieder irgendwie reinholen will.

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