Und Essens 1. Vorsitzender Stefan Meutsch stand – wie gewohnt offen und aussagekräftig – als Ansprechpartner zur Verfügung. Nachdem alle Beteiligten eine Nacht über die Ereignisse schlafen konnten, unterhielt sich RS nochmals mit Meutsch.
Stefan Meutsch, was wurde am Samstag im sportlichen Bereich entschlossen?
Wir haben mit den beiden Trainern gesprochen und die Situation analysiert. Wir werden mit dem Duo Ralf Außem und Uwe Erkenbrecher in Worms auflaufen. Bis dahin kümmern sie sich um die Truppe. Selbstverständlich wurden heute keine weiteren Entscheidungen getroffen. Nur soviel, RWE wird in Worms nicht zwei Mal hintereinander verlieren.
Bis wann genießen die beiden das Vertrauen?
Wir werden mit Sicherheit keine Schnellschüsse produzieren, dafür ist die Situation zu ernst. Und es sind keine Vorentscheidungen in irgendeine Richtung gefallen. Wir werden uns die nötige Zeit nehmen. Am Samstag haben wir durchaus ausführlich gesprochen und auch die Mannschaft wurde nochmals informiert. Und sie muss realisieren, dass es nicht nur für die Gremien, sondern für die ganze Stadt Essen eine unerträgliche Vorstellung ist, möglicherweise auf einem Abstiegsplatz in der vierten Liga zu stehen. Anders als manche denken, haben wir keine Zeit, die Elf langsam zusammenfinden zu lassen und uns womöglich lange dort unten aufzuhalten. Dem einen oder anderen muss noch deutlicher gemacht werden, was es heißt, für RWE zu spielen. Werden Sie sich die Spieler auch noch mal vorknöpfen?
Das Wort vorknöpfen finde ich falsch. Natürlich ist es so, dass wir bislang wenig Kontakt zur Mannschaft hatten, weil das auch im Zuge der Neustrukturierung nicht so vorgesehen war. Aber die Situation ist nun eine andere. Daher wird der Vorstand natürlich auch in Worms zugegen sein. Wichtig ist, dass wir endlich mal eine Partie erfolgreich gestalten. Bekanntlich spielt die Stadt Essen beim Verein eine gewichtige Rolle. War es vor der Kommunalwahl vielleicht auch gar nicht möglich aufgrund der Unterstützung für Strunz einen Austausch vorzunehmen? Und war das nun leichter nachdem sich die Regierungsverhältnisse geändert haben?
Die Trennung hat mit irgendwelchen Wahlen nichts zu tun. Da ging es nur um den Tabellenstand. Und wie haben die Fanproteste – die zum ersten Mal in dieser Heftigkeit registriert wurden – Ihre Entscheidung beeinflusst?
Es ging nur um den Tabellenplatz. Und – das muss ich dazu sagen – mit der Analyse, die man macht, wenn man alle Spiele gesehen hat. Nicht nur die sieben Partien dieser Spielzeit, auch die 34 der letzten Saison und insbesondere das Zusatzspiel im Verbandspokal gegen Speldorf. Dazu kam noch, dass unsere A-Junioren abgestiegen sind, die auch Bestandteil der künftigen Spielbetriebs-GmbH sind. Daher waren wir einstimmig der Meinung, dass wir mit Blick auf die sportlichen Fakten handeln müssen. Das hat mit der Politik wenig zu tun, damit sage ich nicht, dass sie gar nichts damit zu tun hat. Ohne Frage hatte Thomas Strunz eine gewichtige Rolle in den Überlegungen zum Stadionbau gespielt, dort sollte er ein Gesicht sein, das Hoffnung aufbaut, dass es bei uns bald nach oben geht. Sie sagten, man müsse alles auf den Prüfstand stellen. Wie lange kann so eine Analyse dauern?
Zum Glück ist der Fußball nicht schrecklich kompliziert. Ich bin zuversichtlich, dass das schnell gehen kann.
Das bedeutet, bis das geschehen ist, wird auch kein Trainer- oder Managerkandidat von Ihnen kontaktiert?
Stand Samstag habe ich noch nichts gemacht.
Wie schnell kann das gehen?
Wir werden uns in den Gremien am 21. September zusammen setzen und die Gesamtsituation analysieren und unseren Pflichten als Verein nachkommen. Haben Sie es eigentlich schon einmal bereut, dass Sie den Vorstandsvorsitz übernommen haben?
Man sollte grundsätzlich nicht zurück blicken. Denn die Vergangenheit können wir nicht ändern. Ich habe es nie bereut, RWE-Fan zu sein. Und das bleibe ich auch, egal in welcher Funktion. Und daher will ich, dass wir jede Partie gewinnen. Egal, wer der Trainer ist.