Fast fünf Monate ist es her, dass Felix Herzenbruch sein letztes Spiel als Profifußballer absolvierte. Beim Niederrheinpokal-Finale stand er für Rot-Weiss Essen gegen Rot-Weiß Oberhausen (2:0) über die volle Distanz auf dem Platz und verabschiedete sich mit dem Pokalsieg. Ein schöneres Ende hätte es wohl nicht geben können.
Seit diesem besagten 3. Juni kam keine weitere Pflichtspielpartie hinzu. Er absolvierte allerdings ein paar wenige Testspiele bei Rot-Weiß Oberhausen, um im Rhythmus zu bleiben. Einen neuen Verein hat der 31-Jährige nach seinem Aus bei RWE noch nicht gefunden.
Doch Herzenbruch liegt nicht etwa auf der faulen Haut, sondern ist auch in dieser Zeit viel beschäftigt: Familienleben, Studium, Experte bei Sporttotal, Tätigkeit an einer Schule – da kommt einiges zusammen. Aktuell geht der Essener Publikumsliebling viermal die Woche ins Fitnessstudio und hält sich zudem mit Läufen am Wochenende fit.
Auf die Frage, warum er noch keinen neuen Klub hat, antwortet der kompromisslose Innenverteidiger gegenüber RevierSport: "Ich lese ja nicht viel, aber manche Kommentare, die ich gelesen habe, entsprechen einfach nicht der Wahrheit. Das möchte ich gerne mal klarstellen. Es gibt Leute, die schreiben, dass ich nicht mal in der Regionalliga unterkommen würde. Das ist teilweise schon abenteuerlich. Wenn ich wirklich auf etwas gepocht hätte, dann wäre das sicherlich auch machbar gewesen. Es lag nicht daran, dass es keine Angebote gab, sondern ich hatte keine Lust, jeden Tag vier Stunden im Auto zu sitzen, nur um zum Training zu fahren. Manche Sachen machten für mich persönlich einfach keinen Sinn."
Ich hatte Anfragen aus mehreren Regionalligen und es gab auch lockere Gespräche mit zwei Drittligisten. Es gab sogar die Möglichkeit, in der Regionalliga als Co-Trainer anzufangen. Aber wie gesagt: Wichtig für mich ist, dass das auch alles mit meinem Leben kompatibel ist.
Felix Herzenbruch.
Herzenbruch ergänzt: "Ich hatte Anfragen aus mehreren Regionalligen und es gab auch lockere Gespräche mit zwei Drittligisten. Es gab sogar die Möglichkeit, in der Regionalliga als Co-Trainer anzufangen. Aber wie gesagt: Wichtig für mich ist, dass das auch alles mit meinem Leben kompatibel ist."
Was der Familienvater damit meint: Herzenbruch setzte in seiner Karriere nicht alles auf die Karte Fußball, sondern er studiert zusätzlich an der Universität Duisburg-Essen Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt.
"Ich habe zweimal die Woche Uni. Wenn alles planmäßig läuft und ich die Klausuren bestehe, hätte ich im kommenden Juli meinen Bachelor. Danach würde ich im Wintersemester gerne meinen Master machen. Dazu gebe ich dienstags und donnerstags an der Gesamtschule Nord Förderunterricht im Fach Deutsch. Das mache ich, um Erfahrungen zu sammeln. Wenn man das ein Jahr macht, kann man sein Referendariat verkürzen. Das wäre für mich auch extrem vorteilhaft", erklärt Herzenbruch.
Zudem bereitet Herzenbruch, der mit seiner Frau und Tochter aktuell noch in Essen wohnt, einen Familienumzug vor. Der gebürtige Wuppertaler möchte in seine Heimatstadt zurückkehren: "Der Plan ist, dass wir im nächsten Februar nach Wuppertal ziehen. Wir renovieren gerade dort das Haus. Ich werde dann auf die Uni nach Wuppertal wechseln, weil die Wege einfach kürzer sind."
Gut möglich, dass der Abwehrspieler zum Zeitpunkt des Umzugs bereits einen neuen Klub gefunden hat. Über seine aktuellen Karriereplanungen sagt der 74-fache Drittliga-Profi: "Mein Ziel ist es, dass ich zur Winterpause einen neuen Verein finde. Ich glaube, ich muss im Winter was machen, damit ich nächste Saison schon unter Vertrag stehe und auch relevant bleibe. Wenn ich das ganze Jahr jetzt nichts mache, wird im nächsten Sommer wahrscheinlich kein gutes Angebot kommen. Ich würde gerne ab Dezember irgendwo trainieren, damit ich auch in einem guten Zustand bin und nicht der Musik zwei Monate hinterherlaufe."
Ein kurzes Intermezzo im Amateurfußball kommt für Felix Herzenbruch – Stand 26. Oktober 2023 – allerdings nicht infrage: "Ich habe nicht wirklich viel Lust in den Amateurfußball zu wechseln. Das muss ich ehrlich sagen. In der Regionalliga hat man zumindest noch einige coole Spiele oder Stadien, die einen reizen. Ich möchte, wenn alles passt, noch zwei, drei Jahre auf einem vernünftigen Niveau spielen."