Deshalb muss Rot-Weiss Essen zahlen - und die SG Schönbeck womöglich sogar ausziehen. Das wäre der Abschied vom "Stadion Essen". Das neue Fußballstadion an der Hafenstraße kommt die Stadt teurer als erwartet. Nach Informationen der WAZ belaufen sich die jährlichen Betriebskosten inzwischen auf rund eine Million Euro pro Jahr. Der Stadionbetreiber, die städtische GVE, hatte mit 780.000 Euro kalkuliert und steht nun vor der Frage, woher sie das fehlende Geld nehmen soll.
Dass der Betrieb der neuen Arena deutlich teurer werden würde als der des Georg-Melches-Stadions, war angesichts der viel größeren Haupttribüne zwar erwartet worden. Gegenüber dem Aufsichtsrat offenbarte die GVE-Geschäftsführung jüngst aber, dass die Kalkulation auf der Grundannahme basiere, ausschließlich Rot-Weiss Essen werde das Stadion nutzen - die Kosten für die jeweiligen Spieltage nicht einmal mit eingerechnet.
Die Realität ist eine andere, die politische Erwartungshaltung ebenfalls. Bekanntlich tragen auch die Fußballerinnen der SG Schönebeck ihre Heimspiele an der Hafenstraße aus, und auch der FC Kray trat zur Heimpartie gegen RWE im „Stadion Essen“ an. Der Name ist Programm.
Mehr Spiele bedeuten höhere Kosten
Mehr Spiele bedeuten höhere Kosten - diese Rechnung macht die GVE auf. Für die städtische Tochter verschärft sich die finanzielle Situation dadurch, dass die Stadt es beim jährlichen Zuschuss in Höhe von 500.000 Euro belassen hat, den die Sport- und Bäderbetriebe für das Georg-Melches-Stadion hatten aufwenden müssen - in der Erwartung auf zusätzliche Einnahmen aus der Vermarktung. Tatsächlich war das neue Stadion bereits Streiklokal und Schulungsstätte für Führungskräfte, es ist für Abi-Bälle gebucht und sogar für Fronleichnamsprozessionen.
40 Veranstaltungen bescherten der GVE 400.000 Euro Umsatz. Was unterm Strich übrig blieb, ist Betriebsgeheimnis. Weil auch das nicht genüge, um die Betriebskosten zu decken, wird auch Rot-Weiss Essen zur Kasse gebeten. 25 Prozent jener Mehreinnahmen, die RWE durch die Vermarktung von Logen und Businessplätzen einspielt, wird der Verein abführen. „Dass wir die fehlenden Betriebskosten alleine auffangen, ist aber undenkbar“, betont Christian Hülsmann, Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Die GVE sieht die SG Schönebeck nicht in der Lage, die Kosten, die pro Spieltag entstehen, einzuspielen. So blieben am Ende nur zwei Alternativen, hieß es im Aufsichtsrat: Die Stadt komme für die höheren Kosten auf, oder die Schönebeckerinnen kehren zurück ins Stadion am Hallo.
Es wäre der Abschied vom „Stadion Essen“ und vom Anspruch, den die Politik mit diesem Namen verbindet.