Letztlich waren sie doch alle da. Sowohl die Krayer Spieler als auch das Trainerteam machten sich pünktlich auf den Weg nach Leverkusen, um die Partie im Ulrich-Haberland-Stadion gegen die Bayer-Reserve zu bestreiten. FCK-Coach Dirk Wißel hatte im Vorfeld die Befürchtung geäußert, dass aufgrund des akuten Personalmangels zwei Ford Mondeo für den Transport der Akteure ausreichen würden. Die Amateurkicker machten aber entweder von ihrem Überstundenabbau Gebrauch oder verlagerten einige Aufgaben auf den Folgetag. Der Trainer besaß dagegen eine ganz andere Vorgehensweise. Wißel beschreibt seinen Tagesablauf wie folgt: "Aufgestanden bin ich wie immer um 06.10 Uhr. Anschließend bin ich nach Hannover gefahren, um dort ein Seminar zu leiten. Um 14 Uhr fuhr ich zurück und war, bei Inkaufnahme eines Bußgeldbescheides wegen überhöhter Geschwindigkeit, um 16 Uhr püntklich an der Buderusstraße. Dort habe ich schnell die Aufstellung an die Wand gemalt und so getan, als hätte ich Ahnung vom Fußball."
Angesichts dieses Aufwandes dürfte es für den Aufsteiger umso bitterer sein, dass sich das Team nach einem langen Tag mit leeren Händen auf die Heimreise nach Essen machte. Der wenige Sekunden zuvor eingewechselte Lukas Hombach beendete in der 88. Minute mit einem satten Flachschuss aus 20 Metern abrupt alle Hoffnungen des Tabellenvorletzten. Zuvor hatten sich die Blau-Grünen mit allen Mitteln gegen die spielerische Überlegenheit der Werkself gewehrt. Dass diese nicht früher in Führung gegangen ist, war einzig und allein der eklatanten Abschlussschwäche der Gastgeber und Krays Torhüter Omar Allouche zu verdanken. Alleine Gianluca Marzullo scheiterte im ersten Durchgang gleich dreimal freistehend vor Allouche. Dominik Kohr (19.), Hamadi Al Ghaddioui (33.) und Mentizis (60., 75.) lösten es ebenfalls nicht besser. Pässe werden in "Sackhöhe" gespielt
Beim FC Kray machte sich das Fehlen der etatmäßigen Angreifer Philipp Schmidt und Ilias Elouriachi schmerzhaft bemerkbar. Pascal Nimptsch und Jong Hyun Mun waren zwar bemüht, konnten aber zu keinem Zeitpunkt für Entlastung sorgen und wurden folgerichtig ausgewechselt. Wißel nahm die jungen Angreifer dennoch in Schutz. "Es gibt immer einen, der den Pass spielt und einen, der das Ding annehmen soll. Wenn aber der Pass in Sackhöhe gespielt wird, ist es sehr schwer für den Stürmer. Dann wird die Luft dünn."
Ihre beste Phase hatten die Gäste ausgerechnet vor dem Gegentor. Innerhalb einer Minute besaßen die Krayer zwei hochkarätige Möglichkeiten zum Sieg. Erst köpfte Ioannis Ketsatis den Ball aus fünf Metern freistehend neben den Kasten (82.), dann traf Hussein Allouche nach einem fulminanten Solo die Latte (83.). "Die dürfen dann gerne auch mal reingehen", grübelte Wißel, der alles in allem ein gerechtes Resultat sah. "Der Sieg für Leverkusen ist angesichts des Spielverlaufs absolut in Ordnung. Aufgrund der hervorragenden kämpferischen Leistung meiner Jungs wäre es auch nicht schlimm gewesen, wenn wir einen Punkt mitgenommen hätten. Das war uns leider an diesem anstrengenden Tag nicht vergönnt."