"Was soll ich dazu noch sagen? Das war eine reine Katastrophe. Mir fehlen einfach die Worte. Ich darf eigentlich nichts sagen, denn meine Leistung gehörte zu den schlechtesten im gesamten Team", wollte WSV-Angreifer Jerome Assauer nicht um den heißen Brei reden. Der einstige Torjäger hatte auch Recht. Denn Assauer und die Kollegen kommen überhaupt nicht in Tritt. Nachdem Hans-Günter Bruns das Zepter beim WSV übernommen hatte, glaubten nicht Wenige, dass der erfahrene Bruns die Mannschaft auf Kurs bringt. Doch in Bochum war von einem neuen Geist im Wuppertaler Team nichts zu erkennen. Ganz im Gegenteil.
Bereits nach neun Minuten gerieten die Rot-Blauen ins Hintertreffen und konnten sich von diesem Rückschlag nicht mehr erholen. "Die vorhandenen Wunden bei unseren Spielern wurden nach dem 0:1 erst richtig aufgerissen. Wir sind dann in Halbzeit eins völlig den Bach runtergegangen", musste Bruns bei seinem Debüt seiner Elf katastrophale 45 Minuten attestieren. Julian Wolff (37.), erneut Laurenz Wassinger (43.), der auch das 1:0 für Bochum markierte und Oguzhan Kefkir (45.) sicherten den Bochumern den zweiten Saisonerfolg bereits in den ersten 45 Minuten. Bei allen Gegentreffern sah die WSV-Abwehr unsortiert und löchrig aus. "So ein Spiel habe ich in meiner langen Trainerlaufbahn ganz, ganz selten erlebt. Die Bochumer haben gefühlte 90 Prozent der Zweikämpfe gewonnen. Auch wenn der VfL nicht viele Torchancen hatte, gehen die Gegentreffer absolut in Ordnung. Denn ohne Gegenwehr wird man zurecht bestraft. Ich bin nicht Copperfield, der in wenigen Tagen die Köpfe frei bekommt. Wir müssen hart arbeiten, um die Kopfblockade zu lösen", war Bruns bedient.
Noch verärgerter als der Trainer waren die WSV-Anhänger. Nach dem 0:4 versuchten die Wuppertaler Schlachtenbummler das Spielfeld zu stürmen. Einem der aufgebrachten Fans gelang es bis in den Mittelkreis zu Christian Knappmann vorzudringen. Die Situation konnte aber relativ schnell beschwichtigt werden. "Ich kann die Fans absolut verstehen. Dass sie so etwas mit ansehen müssen, ist sehr, sehr bitter", sagte Tom Moosmayer, der sich mit einem perfekten Sonntagsschuss (86.) wenigstens ein kleines Geburtstagsgeschenk bescheren konnte. Moosmayer: "Nach so einer Vorstellung habe ich keine Lust zu feiern." Nach der ersten Hälfte verließen etliche Wuppertaler das Stadion. Zum Abschied schallte es lautstark durch das Stadion: "Runge raus" und "Wir haben die Schnauze voll".
Ganz anders die Stimmungslage bei den Bochumern. Nach einem richtig starken Fußballspiel war VfL-II-Coach Iraklis Metaxas mit seinen Jungs vollends zufrieden. "Ich bin nach diesem Spiel in dreifacher Hinsicht zufrieden: Erstens haben unsere Profis gewonnen, zweitens haben wir drei Punkte geholt und drittens bleibe ich glaubhaft. Denn ich habe immer betont, dass wir gut spielen, uns viele Chancen erarbeiten, aber bislang zu selten belohnt wurden. Gegen Wuppertal war dies endlich der Fall."