Nach juristischen Aspekten gab das Landgericht Duisburg zwar dem Westdeutschen Fußball-Verband (WFLV) Recht, der den SVS wegen einer Fristüberschreitung von 15 Minuten vom Lizenzierungsverfahren für die NRW-Liga ausgeschlossen hatte.
Diese 15 Minuten waren allerdings auch entscheidend in der Urteilsfindung, denn die Richter sahen „eine nicht gegebene Billigkeit“, zumal die Verspätung des Schermbecker Vorsitzenden Johannes Brilo damals noch niemandem ein Schaden zugefügt hatte. Auch der Klub-Boss vertritt diese Meinung. „Es ging einzig und allein darum, wer den größeren Schaden hat. In diesem Fall ist das eindeutig der Verein. Es kann nicht sein, dass die gesamte Arbeit von mindestens einer Saison an einer Viertelstunde scheitert. Schön, dass das nicht nur meinem Rechtsempfinden entspricht.“
Zwar sah man im Schermbecker Lager viele erleichterte Gesichter, aber noch muss auch das schriftliche Urteil abgewartet werden. Das wird für Dienstag erwartet. Ein Einspruch vom Verband ist nach der schriftlichen Verkündung durch das Oberlandesgericht Düsseldorf noch möglich, aber Brilo hofft nun endlich auf Frieden. „Jetzt wollen wir auch wieder mit dem Verband konstruktiv zusammen arbeiten“, setzt der Chef des SV Schermbeck auf ein zukünftiges Miteinander zwischen den beiden Parteien.
Schermbecks Vorstandsmitglied und Rechtsanwalt Stephan Proff vertritt die juristischen Interessen des Klubs. Aus seiner Erfahrung heraus erklärte er: „In 99 Prozent der Fälle ist keine Abweichung vom mündlichen Urteil zu erwarten.“
Was könnte das für den deutschen Fußball bedeuten? Gibt es einen ähnlichen Boom wie nach dem „Bosman-Urteil“? Proff kann noch gar nicht absehen, was er bewirkt hat: „Die Bedeutung ist mir noch nicht klar. Mal sehen, was das für Wellen schlägt. Wir sind erstmal total happy, dass die Entscheidung zu Gunsten des Vereins gefallen ist. Für alle Beteiligten und das gesamte Umfeld ist das einfach nur ein weiteres Sommermärchen. Ich habe die Medien beobachtet und die Resonanz aufgenommen. Es ist erstaunlich, wie viele Leute uns die Daumen gedrückt haben.“ Auch er hat seine Meinung dazu beigesteuert, wie mit der Verspätung vor dem Lizenzierungsverfahren umgegangen wurde: „Sogar das Gericht hat gesagt, bei solchen Verspätungen kann man nicht die gesamte Arbeit des Vereins in Frage stellen. Aber ich weiß, dass es auch für ein Gericht eine unheimliche Überwindung ist, neue Fakten zu schaffen. Sie meinten, dass das ganze nicht auf dem Rücken des SV Schermbeck ausgetragen werden kann. Da ist Augenmaß gefordert. Und damit haben sie auch ein Stück für die Menschen der Region entschieden.“
Dass dies ein harter Kampf war, merkte man Proff an: „Wir sind jetzt ein paar Mal vor die Wand gelaufen und jetzt haben wir sie eingerissen.“
Wie geht die Geschichte jetzt weiter? Was könnte passieren? Proff: „In der kommenden Woche werden wir das Urteil in schriftlicher Form vorliegen haben. Wir sind am Ziel. Ob und wie das Verfahren jetzt weiter geht, muss der Verband entscheiden. Um weitere Kosten und Schadensansprüche zu vermeiden, kann ich nur vorschlagen, dass wir uns die Hand reichen und auf den Sport konzentrieren.“
Trainer Martin Stroetzel war persönlich bei der Verhandlung vor Ort. Nach der ersten Trainingseinheit als NRW-Ligist dürfte die eine oder andere Kiste Bier bestimmt nicht gefehlt haben. Stroetzel erleichtert: „Noch vor drei Monaten mussten wir uns vor die Mannschaft stellen und den Abstieg erklären. Umso schöner ist es heute, dass wir den Klassenerhalt präsentieren können.“
Das Wichtigste an der Geschichte: man kann sich in Schermbeck wieder voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Die Frage nach der Tauglichkeit des Kaders für die NRW-Liga wollte Stroetzel nicht in Frage stellen. „Wir sind absolut bereit für die Liga. Ich bin so überzeugt, dass ich bei einem anderen Ausgang der Verhandlung gesagt hätte, dass wir dann eben sofort wieder aufsteigen. So kann ich sagen, dass wir schnell die 40 Punkte holen müssen, damit uns nichts passieren kann.“