Riesig war die Panik noch kurz nach der Auswärtsniederlage beim VfL Osnabrück am 15. Dezember 2024. Im ersten Spiel unter der Führung von Uwe Koschinat agierte Rot-Weiss Essen verbessert - aber nicht erfolgreich. Auch der Start nach der Winterpause wurde gelinde gesagt verschlafen gegen Alemannia Aachen.
Seit dieser Partie holte RWE 13 Zähler aus den vergangenen fünf Spielen. Fast schon aus dem Nichts war eine völlig andere Mannschaft auf dem Rasen zu sehen. Eine, die den Erwartungen der Fans endlich gerecht wurde. Das sind die 07-Gründe für den plötzlichen RWE-Aufschwung.
Uwe Koschinat: Seit seinem Amtsantritt am 12. Dezember 2024 werden die Angelegenheiten auf der Trainerposition anders interpretiert als noch bei Vorgänger Christoph Dabrowski. Koschinat nimmt kein Blatt vor den Mund, hat keine Angst vor vermeintlich großen Namen und spricht die Probleme klar an. In der Kabine scheint er die richtigen Worte zu finden und die Spieler folgen ihm.
Defensive: Der Wechsel von der Viererkette auf die Fünferkette im gegnerischen Ballbesitz wirkte geradezu Wunder in der Kompaktheit der Essener. Seit dem 5:1-Erfolg über Hannover 96 II agiert Rot-Weiss in dieser Grundordnung und kassierte seitdem nur vier Gegentore in fünf Partien.
In jedem Abteil der Fünferkette hauen sich die Spieler für den anderen in die Zweikämpfe. Der Defensivverbund wirkt aufeinander abgestimmt. Hinzu kommt natürlich auch das Quäntchen Glück, wie es Jakob Golz selbst zuletzt zugegeben hat, doch die veränderte Körpersprache spricht Bände.
Dreierkette: Mit der neu formierten Kette von Innenverteidigern fand Koschinat drei Spieler, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. José-Enrique Rios Alonso übernimmt den halbrechten Part und ist derjenige, der mehr nach vorne verteidigt.
Kapitän Michael Schultz hat bekanntermaßen seine Defizite im Tempo, kann aufgrund der Dreierkette diese Aufgaben jedoch mehr auf seine Kollegen ablegen und seine Kopfballstärke ins Spiel einbringen. Tobias Kraulich war anscheinend das fehlende Puzzleteil. Der spielstärkere Part der drei hat einen großen Anteil an der verbesserten Spielanlage und steuerte zudem drei Tore in den vergangenen fünf Spielen bei. Die Sicherheit, die er gibt, strahlt auf Rios Alonso und Schultz ab.
Gjasula/Moustier: Der Transfer von Klaus Gjasula erwies sich als Glücksgriff. Durch seine ruhige und abgeklärte Art hat sein kongenialer Partner Tom Moustier deutlich mehr Freiräume zur Entfaltung. Jimmy Kaparos konnte ihm diese Sicherheit nicht liefern. Die Kombination aus Gjasula und Moustier liefert eine gute Balance zwischen defensiver Stabilität und gewitztem Kombinationsspiel auf dem Weg nach vorne.
Eitschberger: Der Rechtsverteidiger verzeichnet eine beachtliche Entwicklung. Er ist vermutlich der konstanteste Akteur im Kader und hat in beide Richtungen enorme Stärken. Sein Defensivverhalten ist beinahe tadellos und die Leihgabe von Hertha BSC hat derweil sogar seinen Torriecher entdeckt. Wenn er den Weg mit ins letzte Drittel geht, wird es meist gefährlich.
Arslan: Über weite Strecken vermisste Rot-Weiss die Form vom zweifellos begnadeten Fußballer. Die hat er spätestens seit seiner Leistung gegen den SV Wehen Wiesbaden wieder gefunden. Trotz seines Tiefs war er ein wichtiger Bestandteil der vorherigen Erfolge. Sein Fleiß und die ständige Arbeit gegen den Ball fand vor allem bei Koschinat große Zustimmung und entlastete seine Mitspieler hinter ihm.
Martinovic: Rot-Weiss war lange auf der Suche nach einem echten Neuner. Mit Dominik Martinovic versprach man sich einen kaltschnäuzigen Stürmer zu verpflichten. Bis dato ist davon nicht viel zu sehen, doch in ihm fand man den perfekten Systemspieler. Ähnlich wie Arslan arbeitet der Offensivmann unglaublich gut gegen den Ball und ist maßgeblich an den vielen Konteraktionen beteiligt. Seine Intensität im vorderen Drittel eröffnet RWE deutlich mehr Tiefe und Kreativität.