Bereits am Samstag hatte der Vorstand des KFC Uerdingen sich in einem Brief an die Fans und Mitglieder gewendet und auch über einen möglichen Insolvenzantrag geschrieben. In diesem Vorstand sitzt bis Ende Juni auch Bernd Limberg noch - wenngleich er nicht mehr operativ tätig ist. In einem Interview mit der "Westdeutschen Zeitung" erklärte er, dass er "kommentarlos von den restlichen Vorstandsmitgliedern den Zugang zu Konten und Finanzbuchhaltung entzogen bekommen" habe und seitdem nicht mehr involviert wird.
"Dieser Vorgang wurde leider mit allen dem Vorstand nahestehenden Mitarbeitern durchgezogen, die eine andere Meinung über die Fortführung des Vereins haben", erklärte Limberg, für den eine Konsolidierung des Vereins in der Oberliga Niederrhein unausweichlich ist.
Bis Donnerstag will der Verein bekanntgeben, wie es um die Finanzen steht und ob man das Aufstiegsrecht wahrnimmt. Wie RevierSport erfuhr, soll einen Tag zuvor, am Mittwoch, auch Limberg beim Verwaltungsrat vorsprechen und sein genaues Konzept für den KFC präsentieren dürfen.
In der "WZ" riss der Unternehmensberater seine Pläne für die Krefelder bereits an: "Niemand will eine Insolvenz unseres Vereins. Aber keiner fragt danach, was wir uns wünschen. Die Entscheidung darüber basiert auf Fakten, allein schon deshalb, weil der Vorstand in der persönlichen Haftung steht und sich nicht einer Insolvenzverschleppung schuldig machen darf."
Limberg wirft Vorstand und Verwaltungsrat "unseriöse Planungen" vor
Der 56-Jährige spricht von "unseriösen Planungen von Vorstand und Verwaltungsrat", der mit Christian Gummert "nun zum dritten Mal einen ersten Vorsitzenden installiert", und dabei "dessen Hintergrund nicht ausreichend überprüft hat." Aktuell sitzt Gummert in U-Haft. "Auch die mitgebrachten Hauptsponsoren oder Darlehensgeber wurden nicht durchleuchtet. Dadurch ist dem Verein ein sehr hoher finanzieller Schaden entstanden, vom Imageschaden ganz zu schweigen." Von 500.000 Euro, die dem Verein in einem Darlehensvertrag zugesichert wurden, der von den Ex-Vorständen Marc Schürmann und Ilja Ludenberg abgeschlossen wurde, sah der Verein bislang keinen Cent. Unternehmer Gummert sprang ein, konnte aufgrund seiner Verhaftung aber nicht die für den 10. Mai vereinbarte Rate überweisen, weshalb eine Liquiditätslücke von etwa 80.000 Euro entstand.
Schon vor der Übernahme von Gummert habe Limberg eine Insolvenz gefordert. "Das ist meine Pflicht als Vorstandsmitglied", unterstrich er. Die Planungen der anderen Vorstandsmitglieder seien derweil "auf einem sehr wackeligen Prinzip Hoffnung" aufgebaut.
Die Insolvenz müsse noch in der aktuellen Saison beantragt werden. So würden die fälligen neun Punkte noch in der laufenden Spielzeit abgezogen werden, Ratingen, aktuell fünf Punkte hinter dem KFC auf Rang vier, hätte die Chance - wenn sie die Saison unter den Top-3 beenden - aufzusteigen. Zwei Spiele sind noch zu absolvieren. "Mit einem Neun-Punkte-Abzug in die neue Saison zu gehen, kann nicht das Ziel sein", stellte Limberg klar, der "grundlegende Strukturen" fordert, "wenn der Verein endlich aus dem Hamsterrad des ewigen Existenzzitterns ausbrechen will."
Aktuell werde der Verein "nach Gutsherrenart über Mehrheitsentscheidungen zweier Vorstandsmitglieder und in dieser Folge durch Seilschaften geführt", erklärte Limberg. "Der Verein braucht dringend einen lösungsorientierten Ansatz und keinen problemorientierten. Deshalb habe ich gleichzeitig mit mehreren Personen, die alle auf ihr Fach spezialisiert sind, ein Konzept für eine positive Fortführungsprognose im Insolvenzfall und für eine strukturelle Neuordnung des Vereins entwickelt."
Die Taktik der agierenden Vorstandsmitglieder, die Mitglieder des Vereins im Unklaren und erstmal den Aufstieg feiern zu lassen, ist für mich nicht tragbar.
Bernd Limberg
Diesen Plan habe er auch zusammengestellt, weil er - wenn auch nicht mehr operativ tätig - als Vorstand im Falle einer Insolvenzverschleppung ebenfalls in der Pflicht und Haftung stehen würde. "Die Insolvenzanmeldung dient auf der persönlichen Ebene auch dem Schutz meiner Familie. Aus diesen Gründen habe ich dem Amtsgericht in der Vorpfingstwoche meine Meinung dazu dargelegt. Die Taktik der agierenden Vorstandsmitglieder, die Mitglieder des Vereins im Unklaren und erstmal den Aufstieg feiern zu lassen, ist für mich nicht tragbar."
Ein Aufstieg wäre für Limberg aufgrund der steigenden Kosten ohnehin "schlicht verantwortungslos". "Zu den vorhandenen Verbindlichkeiten kommen eine nicht im Budget eingeplante Aufstiegsprämie für die Mannschaft, es verlängern und erhöhen sich diverse Verträge einiger Angestellter, sogar von Personen, die nicht mehr aktiv für den Verein tätig sind. Die Reisekosten steigen durch Fahrten bis nach Paderborn oder Rödinghausen. Es existieren durch das Chaos der letzten Wochen Verträge mit Personen, mit denen man gar nicht zusammenarbeiten möchte, was nichts an der Gültigkeit dieser Verträge ändert."
Angebot scheiterte im ersten Anlauf an Selbstbeteiligungsplänen
Der Verein müsse nun "über allem stehen", unterstrich Limberg. "Wir haben unser Angebot nun zum zweiten Mal an die Gremien weitergegeben. Dabei wurde der Eindruck erweckt, dass man den Verwaltungsrat und den Ehrenrat umgarnen müsse, um Gehör zu finden. Dadurch verlieren wir weitere wertvolle Zeit. Und woher man in so einer Situation die Arroganz nimmt, potenziellen Helfern und Geldgebern so vor den Kopf zu stoßen, ist mir nicht verständlich. Dieses Verhalten hat uns viele Sponsoren gekostet und in diese Situation gebracht." Künftig müsse man die ausgerufene Transparenz auch leben.
Schon vor der Übernahme Gummerts unterbreitete Limberg dem Verwaltungsrat sein Angebot. "Dazu gehört auch die Bereitstellung einer potenten Insolvenzmasse. Neben einer durch verschiedene Personen und Sponsoren abgesicherten, sehr ordentlichen Grundsumme im niedrigen sechsstelligen Bereich, sah unser Konzept auch die finanzielle Beteiligung derer vor, die unsere jetzige Situation zu verantworten haben – den Mitgliedern des Verwaltungsrates. Das halten wir für legitim." Der Verwaltungsrat sehe das jedoch anders, weshalb die Gespräche an diesem Punkt zum Ende gekommen seien. "Das finanzielle Konzept wollte man sich ab dem Punkt der Selbstbeteiligung nicht mehr anhören und brach die Vorstellung mit Hinweis auf die fortgeschrittene Zeit ab."
Eine Konsolidierung des Vereins in der Oberliga ist alternativlos, auch wenn man dann die Ansprüche für ein paar Jahre zurückschrauben muss.
Bernd Limberg
So fiel die Entscheidung auf Gummert, "ohne sportliches und strukturelles Konzept, der außer Bargeld nichts einzubringen hatte." Nun stehe man erneut "vor einem Scherbenhaufen". Um diesen beiseite zu kehren sei nach der Abwendung der Insolvenz eine Neustrukturierung notwendig. "Der Verein braucht klare Zuordnungen und klare Ressorts. Mit Personen, die die notwendige Fachkompetenz mitbringen, klare Vorgaben erstellen und für deren Umsetzung sorgen. Wichtig sind Menschen, die mit Engagement und Herzblut arbeiten und den Verein nicht als persönliche Bühne ansehen", forderte Limberg, der klarstellte: "Wir müssen in die Lage kommen, Rücklagen zu bilden. Eine Konsolidierung des Vereins in der Oberliga ist alternativlos, auch wenn man dann die Ansprüche für ein paar Jahre zurückschrauben muss."
Sportlich würde Limberg in diesem Fall "ein absolut kompetentes Team aus mehreren Leuten zur Seite stehen, die sich in der Oberliga mehr als auskennen und auch in kurzer Zeit einen Kader zusammenstellen können. Die Namen liegen dem Verwaltungsrat vor." Und auch in Sachen Kommunikation brauche es Veränderungen, für die Limberg und sein Team bereits Personal hätten. "Die Öffentlichkeitsarbeit muss dringend koordiniert werden. Es ist mir absolut unverständlich, warum man einen Pressesprecher vorgestellt hat und dann seine Fähigkeiten nicht nutzt und stattdessen eigene, katastrophale Pressemitteilungen herausgibt, die bei der Öffentlichkeit mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben."
Der Verein selbst wird nach eigenen Angaben spätestens am Donnerstagabend erneut versuchen, Antworten zu geben - und zwar dazu, ob es mit oder ohne Insolvenz weitergeht und ob man von seinem Aufstiegsrecht Gebrauch macht. Limberg wird den Verwaltungsrat nach RS-Infos am Mittwoch versuchen, von einem Oberliga-Verbleib inklusive Insolvenz zu überzeugen.