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Alarmierende Zahlen
Mehr Spielabbrüche im Amateurfußball

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Alarmierende Zahlen: Mehr Spielabbrüche im Amateurfußball
Foto: Markus Weißenfels
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In der abgelaufenen Spielzeit ist die Zahl der Spielabbrüche im Amateurfußball deutlich angestiegen. Erreicht wurde ein trauriger Rekordwert.

Die absoluten Zahlen sind besorgniserregend. In der Saison 2021/2022 verzeichnete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) 911 Spielabbrüche aufgrund von Gewalt- oder Diskriminierungsvorfällen. In der Saison 2018/2019 waren es noch 685 Spielabbrüche. Dies geht aus dem Lagebild des Amateurfußballs hervor, welches der DFB am Mittwoch veröffentlichte.

Insgesamt vermerkten die Schiedsrichter über das Land verteilt im Online-Spielbericht 5582 Vorfälle, die sie für besonders erwähnenswert hielten, 3554 davon waren Gewalthandlungen, 2389 Diskriminierungen. Jedes 1339. Spiel wurde abgebrochen. Dies entspricht einem Anteil von 0,075 Prozent. Zuvor - in der letzten kompletten Saison ohne Corona-Pausen - lag dieser Anteil bei 0,05 Prozent. Die prozentuale Anzahl der Vorfälle an sich ist nicht signifikant gestiegen, die Anzahl der Spielabbrüche aber schon.

3700 Spielende wurden einer Gewalt- oder Diskriminierungshandlung beschuldigt, 3152 gelten als geschädigt. Bei den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern wurden 78 Personen beschuldigt, 2399 geschädigt, bei den Zuschauenden liegt das Verhältnis bei 1884 (Beschuldigte) zu 421 (Geschädigte), bei Betreuern bei 1026 zu 420.

Wird das Wetter schlechter, gibt es mehr Spielabbrüche

Die Tübinger Kriminologin Thaya Vester hat eine Studie zu den Ursachen von Spielabbrüchen durchgeführt, die im November veröffentlicht wird.

Sie hat vor allem endogene Faktoren – also Faktoren, die direkt mit dem Spielgeschehen zu tun haben – ausgemacht, die zu Diskussionen und Spielabbrüchen führen. Zudem gebe es mehr von den Teams selbst herbeigeführten Spielabbrüche, indem sie den Platz verlassen und den Schiedsrichter somit zum Abbruch zwingen. Auch ein saisonaler Höhepunkt von Spielabbrüchen im Herbst, also in der zweiten Hälfte der Hinrunde, sei erkennbar.

Dabei spiele tatsächlich auch die dunkle Jahreszeit und das nasse Wetter eine Rolle. Hinzu käme die möglicherweise manifestierte schlechte Tabellenlage. „Wenn es in den ersten Spielen nicht läuft, kann ich mir das noch schönreden. Aber irgendwann dann nicht mehr. Jetzt im Herbst ist der Höhepunkt und dann steigt die Anzahl an Abbrüchen am Ende der Saison noch einmal. Es ist eine Wellenbewegung“, so Vester.

Die Tendenz zu mehr Abbrüchen geht auch in dieser Saison bislang weiter

Der Fan- und Gewaltforscher Professor Gunter A. Pilz, der den DFB bei der Entwicklung eines Gewaltpräventionskonzept beraten hat, sagt: „Der Anstieg der Spielabbrüche muss uns Sorgen machen, zumal ein Trend erkennbar wird. Auch in den ersten Wochen der neuen Saison mussten mehr Spiele abgebrochen werden. Wir nehmen die Entwicklung ernst und werden sie genau beobachten.” Das Geschehen auf dem Platz sei meistens die Auslösung der Gewalt, aber nicht die Ursache. Die liege eher im privaten Bereich, so Pilz.

Um eine wirksame Bearbeitung der Vorfälle zu gewährleisten, ist in jedem der 21 Landesverbände des DFB eine Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle eingerichtet worden.

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