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Westfalia Herne sendet ein Lebenszeichen

Foto: Klaus Pollkläsener

Der SC Westfalia Herne hat sich noch nicht aufgegeben. Mit dem 2:0-Sieg in Gievenbeck sendet der Oberligist ein Lebenszeichen im Abstiegskampf.

Fix und fertig hockte er auf einer Bank im Bauch der Tribüne, schlug die Hände vors Gesicht, schien den Jubel aus der Gästekabine im Hintergrund kaum wahrzunehmen. „Verdienter kann man nicht gewinnen“, krächzte Christian Knappmann nach dem 2:0-Sieg des SC Westfalia Herne beim 1. FC Gievenbeck. „Jetzt leben wir wieder.“

Ausgerechnet am Volkstrauertag, jenem Tag, an dem Deutschland der Toten durch Krieg und Gewalt gedenkt, sendete das Oberliga-Schlusslicht aus Herne ein Lebenszeichen in die Liga. Und nicht nur der Trainer hatte alles gegeben, um diesen so nötigen Dreier einzufahren. So wie Knappmann 90 Minuten lang an der Seitenlinie tobte, wie er brüllte, was die Stimmbänder hergaben, so liefen sich seine Männer die Lungen aus dem Leib und Krämpfe in die Beine. „Wir haben das Geschnicke weggelassen, sind marschiert, marschiert, marschiert“, lobte der Trainer seine gesamte Mannschaft. „Das war die Mentalität aus dem Aufstiegsjahr, das war Ruhrgebietsfußball. Und nur der passt zu Herne.“

Verdienter Sieg euphorisch bejubelt

Selten wohl ist ein Sieg bei einem spielerisch limitierten Aufsteiger mitten in der Saison mal euphorischer gefeiert worden. Aber irgendwie hatten alle Herner, die den Weg nach Gievenbeck gefunden hatten, wohl das Gefühl, im letzten Moment noch die Notbremse erwischt zu haben, bevor der Fahrstuhl ganz nach unten durchrauscht.

Auch wenn es in der Nachspielzeit nach einem dämlichen und zurecht mit „gelb“ geahndeten Foul des eingewechselten Roland Kapinga noch zu kleineren Tumulten kam, konnten auch die Gastgeber eines nicht bestreiten: Den Sieg hatte an diesem kalten Sonntagnachmittag nur der Gast aus Herne verdient. Mit großem läuferischen Einsatz und bissiger Zweikampfführung aus einer guten Ordnung heraus hatte die Westfalia die Partie fast über die kompletten 90 Minuten im Griff. Nur ein einziges Mal wurde Gievenbeck gefährlich, als Bilal Abdallah direkt nach der Pause seinem Gegner zu viel Raum ließ, aber der Flachschuss rollte am langen Eck des SCW-Tores vorbei.

Herner Abwehrbollwerk steht

Alles andere räumte spätestens die Herner Deckung mit dem nach langer Verletzung wieder genesenen Maurice Haar im Zentrum neben Felix Fuchs resolut weg. Die meisten FCG-Versuche blieben aber schon im Ansatz stecken, weil die Herner Offensiven unentwegt anliefen und auf der Doppel-Sechs mit Enes Schick und Maurice Temme zwei zweikampfstarke Leute auf Balljagd gingen.

Für den Aufsteiger war dieses Bollwerk gestern jedenfalls nicht zu knacken. Auf der anderen Seite gab es zwar auch nicht gerade eine Flut bester Torgelegenheiten, aber vor allem bei Standards war der SCW stets gefährlich. Beide Treffer fielen nach fast demselben Strickmuster. Weiter Einwurf von Philipp Rößler von der rechten Seite auf Gianluca Marzullo, der verlängert per Kopf, ein Herner erkämpft den „zweiten Ball“ und schließt ab. Beim frühen 1:0 (13.) konnte sich Nazzareno Ciccarelli die Ecke aussuchen, vor dem 2:0 vernaschte Kai Hatano auf engstem Raum zwei Gegner, zog aus 15 Metern ab, und endlich hatte er mal das Glück, dass er mit seinem Schuss eine Lücke im Abwehrdickicht fand (31.).

Hatano verdient sich die Bestnote

Für den kleinen Japaner war es der verdiente Lohn einer großartige Leistung. Erstmals als „Zehner“ aufgeboten, brachte der trickreiche Tempodribbler nicht nur seine überragende Technik ein, sondern glänzte auch defensiv mit einigen Balleroberungen. So war Hatano der beste Mann auf dem Platz.

Ciccarelli hätte mit dem 3:0 früh für Klarheit sorgen können, aber sein Kopfball strich über den Kasten (36.). So nahm der SCW nur ein 2:0 mit in die Pause. „Ein gefährliches Ergebnis“, warnte Physio Michael Kühn. Doch weil Herne auch nach Wiederanpfiff konzentriert und laufstark dagegenhielt, musste niemand mehr zittern. Es sei denn, er hatte eine zu dünne Jacke an. Autor: Wolfgang Volmer

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