Beim Stand von 0:1 gegen den FC Brünninghausen und kurz vor dem Schlusspfiff brüllten einige der 350 Zuschauer in Herne: „Knappmann raus!“ Die Spieler bedachten Teile der Fans von Westfalia Herne mit „Wir sind Herner und ihr nicht“-Rufen. Westfalia-Trainer Knappmann hob beim obligatorischen Gang in die Kurve entschuldigend beide Hände in die Luft und bat um Nachsicht für die fünfte Pleite in Folge in der Oberliga Westfalen. Nach einer Krisensitzung als Reaktion auf die Pleitenserie steht fest: Knappmann hat die Rückendeckung vom Verein und bleibt Trainer in Herne. Wie ernst die Lage am Schloss Strünkende dennoch ist, wurde schnell nach Abpfiff deutlich.
Die angesetzte Pressekonferenz mit den Trainern beider Teams wurde abgesagt - eine Begründung blieb zunächst aus. Später stellte sich heraus: Knappmann beorderte die gesamte Mannschaft und den sportlichen Bereich von Westfalia Herne zu einem Krisengipfel in die Kabine. Nach Informationen dieser Redaktion sollte jeder Spieler seine Sicht auf die aktuelle Situation schildern. Jeder Anwesende in der Kabine kam nach der Reihe zu Wort. Der Tenor: Die harmlose Offensive ist das größte Problem. Nach mehr als einer Stunde Krisengipfel in Herne haben die Spieler deswegen teilweise den Abstiegskampf ausgerufen.
Knappmann sieht „Erfolgsgeschichte“ noch nicht beendet - Eibold bestätigt
Die dicke Luft in Herne hat vorläufig keine personellen Konsequenzen. Im Gespräch mit dieser Zeitung bekräftigte Tim Eibold, Sportlicher Leiter des SC Westfalia Herne: „Christian Knappmann bleibt unser Trainer, seine Person steht nicht zur Diskussion. Wir müssen alle zusammen schauen, wie wir aus der Situation herauskommen.“ Auch Knappmann selbst sieht seine Mission in Herne noch nicht am Ende. Seine Antwort auf die Rücktrittsforderungen einiger Zuschauer: „Die Rufe sind völliger Quatsch. Als ich nach Herne gekommen bin, war der Verein am Boden. Ohne die Person Knappmann gäbe es einige Sponsoren nicht. Die Erfolgsgeschichte Herne-Knappmann ist noch nicht beendet.“
Dennoch sprechen die Fakten aktuell gegen Knappmann. Nach fünf Spielen hat Herne lediglich zwei Treffer erzielt, hatte im Sommer sowohl namhafte Abgänge als auch einen namhaften Zugang. Mit Gianluca Marzullo wurde ein Spieler mit Regionalliga-Erfahrung verpflichtet. Aus dem Umfeld gibt es kritische Stimmen zur Transferpolitik im Sommer. Zur Harmlos-Offensive fand auch Knappmann deutliche Worte und zeigte sich einsichtig: „Die Situation ist Wasser auf den Mühlen der Kritiker. Aber vielleicht muss ich einsehen, dass ich im Sommer Fehler gemacht habe.“
Autor: Christian Hoch